Im 19. Kapitel des 5. Buches seines Simplicissimus berichtet Grimmelshausen ”etwas wenigs von den ungarischen Wiedertäufern und ihrer Art zu leben.“
Hatte man in früheren Jahrzehnten geglaubt, “für dieses Erlebnis [mit den Wiedertäufern] fände sich hochstens Raum im Anschluß an seine Reise von Baden nach Wien, so daß die . . . Lücke [in Grimmelshausens Biographie zwischen 1640-45] vielleicht durch einen Aufenthalt in Ungarn auszufullen wäre,” so steht heute fest, daß von ausgedehnten Reisen abzusehen ist. Nach den neueren Forschungsergebnissen ist Grimmelshausen nicht einmal in Wien, viel weniger je in Ungarn gewesen. Auf Grund des angeblichen Mangels an personlicher Bekanntschaft mit den ungarischen Wiedertäufern soli Grimmelshausen die munsterischen Anabaptisten als Vorbild verwandt haben; oder er soil Gelegenheit gehabt haben, “die Art der Wiedertaufer in den Tälern des Schwarzwaldes”6 kennenzulernen. Außerdem erinnere “die staatliche Regelung der Arbeit und des Familienlebens bei den [ungar.] Wiedertaufern . . . stark an ähnliche Einrichtungen in Thomas Morus' Utopia und Valentin Andreas' Christianopolis. Auch einige Einrichtungen der Civitas Solis des Campanella, z. B. die Sauglingspflege,” fände sich bei Grimmelshausens ungarischen Anabaptisten wieder.