Der siebte matthäische Weheruf gegen ‘Schriftgelehrte und Pharisäer’ (Mt 23.32–6), der zu Jesu Wehklage über Jerusalem (23.37–9), seinem Auszug aus dem Tempel (24.1) und der Ankündigung der Tempelzerstörung (24.2) überleitet, vermittelt eine polemisch geprägte christliche Auβenansicht der Ereignisse des Jahres 70 n.Chr. Vom Blickwinkel der Rabbinen her, die dieselben Ereignisse auf derselben biblischen Grundlage reflektieren, wird die Besonderheit der matthäischen Deutung ebenso sichtbar wie ihre Verwurzelung in jüdisch-schriftgelehrtem Denken. Insbesondere die rabbinische Aggada vom Blut des Sacharja läβt erkennen, daβ sich die Mt-Redaktion einer beiden Parteien gemeinsamen ‘Familiensprache’ bedient, die in der Forschung noch keineswegs hinreichend entschlüsselt ist.