1.1 Seit der Arbeit von Karl Weidinger ist die – im Anschluß an Martin Dibelius ausgearbeitete – These akzeptiert, daß es im Neuen Testament ‘Haustafeln’ gibt. Die seitherige Forschung hat sich zwar nicht zufrieden gegeben mit der von Weidinger vertre-tenen These hinsichtlich der Frage, wo diese Haustafeln ihren religionsgeschichtlichen bzw. traditionsgeschichtlichen Hinter-grund haben. Dennoch wurde überwiegend seine Ableitung von der durch das hellenistische Judentum vermittelten stoischen Pflichtenlehre als plausibel angenommen, wenn auch z.T. nur mangels besserer Alternative. Weniger Resonanz fanden Ver-suche, die Haustafeln ganz vom atl-jüdischen Hintergrund her zu verstehen (Lohmeyer) oder in ihnen genuin christliche Schöpfun-gen zu sehen (Rengstorf, Schroeder). Eine deutliche Modifikation der These Weidingers stellte die Arbeit von Crouch dar, der stärker die jüdisch-hellenistische Ausprägung betonte sowie in der ältesten christlichen Haustafel (Kol) eine speziell anti-enthusiastische Aus-richtung sah.