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Dissimulatio artis? Paulus und die antike Rhetorik

Published online by Cambridge University Press:  24 September 2020

Thomas Schmeller*
Affiliation:
Goethe-Universität, Fachbereich Katholische Theologie, 60629 Frankfurt am Main, Germany. Email: schmeller@em.uni-frankfurt.de

Abstract

Paul seems neither to know anything about rhetoric nor to appreciate it. On the one hand he calls himself an ‘amateur in speech’ (2 Cor 11.6). On the other hand he rejects rhetoric as part of the wisdom of the world (1 Cor 1–4). Such statements could, however, be a rhetorical strategy, which belongs to dissimulatio artis (‘concealment of (rhetorical) art’). Thus, while Paul seems to dissociate himself from rhetoric, he might in some way declare himself for rhetoric. This article gives a survey of the realisation of dissimulatio and of its functions in pagan literature of antiquity and deals with the question whether this rhetorical means is to be found in Paul's letters.

German abstract:

German abstract:

Paulus scheint von Rhetorik nichts zu verstehen und nichts zu halten. Zum einen nennt er sich einen „Amateur in der Rede“ (2 Kor 11.6). Zum anderen verwirft er die Rhetorik als Teil der Weisheit der Welt (1 Kor 1–4). Allerdings könnten diese Aussagen eine rhetorische Strategie sein, die zur dissimulatio artis („Verheimlichung der (rhetorischen) Kunst“) gehört. Dann wäre die paulinische Selbstdistanzierung von der Rhetorik in gewisser Weise ein Bekenntnis zu ihr. Dieser Beitrag bietet einen Überblick zu Vorkommen und Funktion der dissimulatio in der paganen Literatur der Antike und geht der Frage nach, ob sich dieses rhetorische Mittel bei Paulus findet.

Type
Articles
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Copyright © The Author(s), 2020. Published by Cambridge University Press

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Footnotes

Der Beitrag wurde als main paper bei der Tagung der SNTS in Marburg am 1. August 2019 gehalten.

References

1 Thilo von Trotha im Gespräch mit Jochen Kölsch, vgl. www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/alpha-forum/thilo-von-trotha-gespraech100.html (aufgerufen am 8.3.2019).

2 Diese häufig erzählte Anekdote findet sich z.B. unter: www.faz.net/aktuell/politik/inland/parlamentarische-streitkultur-nachruf-auf-den-zwischenruf-1954807.html (aufgerufen am 13.3.2019).

3 Vgl. Quintilian, Inst. xi, 2, 47, der (allerdings für Gerichtsreden) empfiehlt, „bestimmte Teile, die wir bestens (rhetorisch) gebunden haben (quae optime vinximus), so vorzutragen, als wären sie ungebunden (velut soluta), und dabei so auszusehen, als würden wir manchmal überlegend und zweifelnd das suchen, was wir (fertig) mitgebracht haben (cogitantibus nonnumquam et dubitantibus similes quaerere videamur quae attulimus)“ (alle Übersetzungen griechischer und lateinischer Texte in diesem Beitrag stammen von mir, soweit nicht anders angegeben).

4 Vgl. den Beitrag der Linguistin Elisabeth Wehling in der Süddeutschen Zeitung vom 12./13.1.2019 (S. 11–13).

5 von Verbindungen der, Eine Fülledissimulatio artis mit Literatur, Kunst und Philosophie der Neuzeit bietet P. d'Angelo, Sprezzatura: Concealing the Effort of Art from Aristotle to Duchamp (La Vergne: Columbia University Press, 2018)Google Scholar.

6 Schmeller, Vgl. die bei Th., Der zweite Brief an die Korinther. Teilbd. 2: 2 Kor 7,5–13,13 (EKK viii/2; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlagsgesellschaft, 2015) 213–16Google Scholar, zusammengestellten Zeugnisse von Johannes Chrysostomus, Hieronymus, Origenes und aus dem Ambrosiaster.

7 Neumeister, Ch., Grundsätze der forensischen Rhetorik gezeigt an Gerichtsreden Ciceros (Langue et Parole 3; München: Hueber, 1964) bes. Kap. iv: „Das Verbergen der rhetorischen Kunst“ (130–55)Google Scholar.

8 D'Angelo, Sprezzatura, bes. 14–24, 29–31, 36–41, 91–3.

9 Andersen, Ø., „Lingua suspecta: On Concealing and Displaying the Art of Rhetoric“, SO 71 (1996) 6886CrossRefGoogle Scholar. ders., Vgl. auch, Im Garten der Rhetorik: Die Kunst der Rede in der Antike (Darmstadt: Primus, 2001) 209–12Google Scholar.

10 Till, D., „Verbergen der Kunst“, HWRh 9 (2009) 1034–41Google Scholar.

11 Zu nennen sind besonders: H. L. Brown, „Extemporary Speech in Antiquity“ (Diss. Chicago, 1914) 39–40 Anm. 153; D'Alton, J. F., Roman Literary Theory and Criticism: A Study in Tendencies (London: Longmans Green, 1931) 104–5, 130–4, 536–7Google Scholar; Graff, J., Ciceros Selbstauffassung (BKAW NF 2. Reihe; Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 1963) 80–3Google Scholar; Betz, H. D., Der Apostel Paulus und die sokratische Tradition: Eine exegetische Untersuchung zu seiner „Apologie“ 2 Korinther 10–13 (BHTh 45; Tübingen: Mohr Siebeck, 1972) 60–6Google Scholar; Hammerstaedt, J., A.B.D“, „Improvisation, RAC 17 (1996) 1212–54, 1257–84Google Scholar; P. Lampe, „Rhetorische Analyse paulinischer Texte – Quo vadit? Methodische Überlegungen“, Das Gesetz im frühen Judentum und im Neuen Testament: FS Ch. Burchard (hg. D. Sänger und M. Konradt; NTOA 57; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2006) 170–90 hier 178–9; Miller, A. C., Corinthian Democracy: Democratic Discourse in 1 Corinthians (PTMS; Eugene: Pickwick Publications, 2015) 95–114Google Scholar.

12 Damit übergehe ich einige Autoren, die ebenfalls wichtige Aussagen zur dissimulatio artis machen oder die dieses Mittel deutlich anwenden: Alkidamas (De soph. 12–3), Antiphon (Tetr. 2, 2, 2), Platon (Apol. 17a–18a), Ps.-Longinus (De sublim. 17, 1–3), Ps.-Hermogenes (De methodo gravitatis 433–4) und die Rhetorik ad Herennium (i, 10, 17). Diese Autoren beziehe ich allerdings in die unter 1.2 gebotene Auswertung mit ein.

13 Dionysius von Halikarnass, Lys. 9.

14 Dionysius von Halikarnass, Dem. 15.

15 Dionysius von Halikarnass, Is. 16.

16 Vgl. z.B. Rhetores Graeci, Bd. vi (hg. Ch. Walz; Stuttgart: Cotta, 1834) 474, wo es bezogen auf die Praxis des Lysias heißt: αὕτη ἐστὶ μέθοδος δεινότητος ἡ οὖσα μὲν, μὴ δοκοῦσα δέ. Vgl. auch M. Weißenberger, „Lysias i“, NP vii, 598–601, hier 600.

17 Vgl. bes. Turasiewicz, R., „Style in the Speeches of Lysias“, Studies in Ancient Literary Theory and Criticism (hg. J. Styka; Classica Cracoviensia 5; Krakau: Księgarnia Akademicka, 2000) 91–112Google Scholar.

18 Aristoteles, Rhet. iii, 2, 4–6 (1404b), übs. Ch. Rapp.

19 Orat. 61–2, 208–9.

20 Vgl. Orat. 62, 210–11.

21 Orat. 23, 76.

22 Cicero geht auch auf die Frage ein, warum es dieses Versteckspiel überhaupt gibt: „Aber zum Recht äußern sich auch die, die es nicht kennen; bei der Redekunst dagegen verheimlichen gerade die, die sie erlangt haben, ihre Fähigkeiten. Der Grund dafür ist, dass Klugheit (prudentia) den Menschen willkommen ist, die Zunge(nfertigkeit) dagegen verdächtig (lingua suspecta)‘ (Orat. 42, 145).

23 Orat. 71, 236. Vgl. Cicero, Opt. gen. 12: „Was? Gibt es einen Zweifel, ob unsere Rede nur erträglich (tolerabilem) oder auch bewundernswert (admirabilem) sein soll?“ Vgl. auch das Cicerozitat bei Quintilian, Inst. viii, 3, 6 (u. bei Anm. 27).

24 Vgl. Ueding, G., Klassische Rhetorik (München: J. B. Metzler, 2005 4) 48CrossRefGoogle Scholar.

25 Inst. iv, 2, 126–7. Vgl. auch iv, 1, 9; viii pr. 24–7.

26 Wie in diesem Text, so gelten die Empfehlungen Quintilians zur dissimulatio artis auch sonst vor allem für Gerichtsreden. Daneben sind auch deliberative, nicht aber epideiktische Reden davon betroffen. Vgl. Inst. ii, 10, 11; ix, 4, 142–4.

27 Inst. viii, 3, 2, 5–6. Vgl. auch iv, 1, 12; xii, 9, 2.

28 In einer epideiktischen Rede z.B. bei einem Todesfall geht es ja nicht darum, ob der Verstorbene gepriesen werden soll. Es geht in dieser Redesituation nur darum, den Preis des Verstorbenen in der Gegenwart eindrucksvoll zu realisieren und dadurch zu rechtfertigen. Vgl. Andersen, Garten, 185: Ziel der epideiktischen Rhetorik ist es, „die Zuhörer beim Lob einer Sache oder eines Menschen um gemeinsame Werte zu sammeln. Sie sollen sich mit ihnen identifizieren und sich für sie einsetzen.“

29 Vgl. z.B. Platon, Apol. 17a–18a; Seneca, Ep. 75, 4; 115, 2; Dion von Prusa, Or. 32, 39; 42, 3. Vgl. auch die Darstellung der rhetorikkritischen, auf Platon zurückgehenden Tradition bei Betz, Paulus, 60–6.

30 Vgl. z.B. Thukydides, Hist. iii, 37–40; Livius, Ab urbe condita xiv, 19, 8. Allerdings greifen Redner, die in Geschichtswerken zu Wort kommen, nur selten zum Mittel der dissimulatio artis. Das ist nicht überraschend: Die reale Leserschaft ist ja nicht mit dem fiktiven Publikum der Rede identisch, sie muss deshalb nicht von der rhetorischen Gestaltung abgelenkt werden. Damit könnte auch zu erklären sein, dass in den vielen Reden bei Josephus keine eindeutige dissimulatio artis zu erkennen ist. Es gibt dort aber verwandte Erscheinungen, bei denen die Rhetorik rhetorisch als Manipulation angegriffen wird (vgl. S. Mason, „Speech-Making in Ancient Rhetoric, Josephus, and Acts: Messages and Playfulness, Part i‘, Early Christianity 2 (2011) 445–67, bes. 465–6).

31 Vgl. z.B. Philostrat, Vit. Apoll. viii, 6; 7, 12.

32 Vgl. z.B. Ovid, Met. x, 252; Ars i, 459–68; ii, 313; iii, 153–6, 209–10.

33 Vgl. z.B. das Cicerozitat o. in Anm. 22 (Orat. 42, 145).

34 Vgl. schon den Untertitel des Beitrags von Andersen, Lingua: On Concealing and Displaying the Art of Rhetoric.

35 Ober, J., Mass and Elite in Democratic Athens: Rhetoric, Ideology, and the Power of the People (Princeton: Princeton University Press, 1989)Google Scholar 175 hält es für sicher, dass die athenischen Bürger, die im 5./4. Jh. v.Chr. als Richter fungierten, diesen Topos erkannten, wenn Angeklagte die Rede, die ein Logograph für sie geschrieben hatte, vortrugen. Dass dieser Topos sich trotzdem über längere Zeit hielt, erklärt er so: „The very transparency of the fiction is indicative of its importance to the participants and reveals the deep distrust of rhetoric which coexisted with the aesthetic appreciation the jurors felt for a well-composed oration … The whole process had much in common with a theatrical performance, and it may best be understood in light of the jurors’ willingness to suspend their disbelief when to do so would benefit themselves and the state“ (175–6). – Mit einer solchen „willingness to suspend their disbelief“ haben offenbar auch später viele Redner gerechnet, z.B. Dion von Prusa, wenn er seinen korinthischen Hörern mit großem Understatement begegnet: „So viel Erheiterndes habt ihr hier zum Anschauen, so vieles auch zum Anhören: wortgewaltige Redner, Verfasser von wohllautenden Erzählungen in Versen und in Prosa, schließlich viele Sophisten, die … durch ihr Aussehen und die Zahl ihrer Schüler wie auf Flügeln empor getragen werden. Dennoch kommt ihr zu mir und wollt mir zuhören, jemandem, der nichts weiß und auch nicht behauptet, etwas zu wissen … Ihr müsst … Nachsicht üben, da ihr ja einem Mann zuhört, der ein blutiger Laie (ἀνδρὸς ἰδιώτου) ist und ein langatmiger Schwätzer“ (Or. 12, 5, 16, übs. H.-J. Klauck; weitere, vergleichbare Texte Dions bietet Mussies, G., Dio Chrysostom and the New Testament (SCHNT 2; Leiden: Brill, 1972) 154–5, 178–9)Google Scholar. H. v. Arnim hat für diese Haltung Dions die Bezeichnung προσποίησις ἰδιωτισμοῦ geprägt (Leben und Werke des Dio von Prusa (Berlin: Weidmann, 1898) 444, 446–7).

36 Orat. 23, 78.

37 Vgl. z.B. Isokrates, Paneg. 48–50: „[Unsere Stadt (sc. Athen)] hat [sc. als erste] die Redekunst geehrt, die alle Menschen begehren und die sie denen, die sie haben, neiden …; die, die gut reden können, haben nicht nur in ihren eigenen (Städten) Macht, sondern stehen auch bei den anderen in Ehre (παρὰ τοῖς ἄλλοις ἐντίμους ὄντας)‘; Quintilian, Inst. xii, 11, 29: „Und es wäre nicht schwer, anhand alter oder neuer Beispiele zu zeigen, dass es keine andere Quelle [sc. als die Redekunst] gibt, aus der die Menschen größeren Reichtum, Ehrungen, Freundschaften, Lob in der Gegenwart und in der Zukunft bekommen haben‘ (diese Texte bei Finney, M. T., Honour and Conflict in the Ancient World: 1 Corinthians in its Greco-Roman Social Setting (LNTS 460; London: T&T Clark, 2012) 81Google Scholar).

38 Vgl. Andersen, Garten, 210: „Wenn Zuhörer dem Redner genußvoll lauschen, wird die Bewunderung selbst zu einem Überredungsfaktor, den der Redner bewußt einsetzt.“

39 Zur folgenden Auslegung vgl. Schmeller, 2 Kor ii, 189–230.

40 So die überwiegende Mehrheit der Ausleger/innen, z.B. H. Windisch, Der zweite Korintherbrief (hg. Strecker;, G.KEK 6; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1970 (= 19249)Google Scholar) 331–2; Furnish, V. P., ii Corinthians (AncB 32A; New York: Doubleday, 1984) 505Google Scholar; Thrall, M. E., A Critical and Exegetical Commentary on the Second Epistle to the Corinthians, Bd. ii (ICC; London: T&T Clark, 2000) 677–81Google Scholar.

41 Belege bei LSJ s.v. ἰδιώτης. Dort wird die relevante Bedeutung von ἰδιώτης so umschrieben: „one who has no professional knowledge, layman“, z.B. im Gegenüber zu einem Arzt oder einem professionellen Redner, Philosophen oder Musiker.

42 Vgl. den Exkurs: „Die Gegner des Paulus im 2. Korintherbrief“, bei Schmeller, 2 Kor ii, 149–71.

43 Vgl. o. Anm. 35.

44 Vgl. exemplarisch Zeller, D., Der erste Brief an die Korinther (KEK 5; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2010) 97Google Scholar: „Paulus hat eine undifferenzierte Vorstellung von griechischer Weisheit, betrachtet aber offensichtlich ihre rhetorische Versiertheit als ihr Kennzeichen.“ Vgl. White, A., Where is the Wise Man? Graeco-Roman Education as a Background to the Divisions in 1 Corinthians 1–4 (LNTS 536; London: T&T Clark, 2015)Google Scholar: Die paulinische Argumentation bezieht sich auf „an amalgamation of ideas and values from the educational milieu of first-century Roman Corinth“ (197), wozu sowohl Philosophie als auch Rhetorik gehörte.

45 So aber Winter, B. W., Philo and Paul Among the Sophists: Alexandrian and Corinthians Responses (Grand Rapids: Eerdmans, 2002 2) 144–7, 155–64Google Scholar.

46 Zeller, 1 Kor, 124 Anm. 233 zitiert z.B. Quintilian, Inst. xii, 5, 1f, wo vom Redner Unerschrockenheit und unbeirrbare Zuversicht (constantiam fiduciam fortitudinem) gefordert werden.

47 Marshall, P., Enmity in Corinth: Social Conventions in Paul's Relations with the Corinthians (WUNT ii/23; Tübingen: Mohr Siebeck 1987) 389Google Scholar.

48 Litfin, D., Paul's Theology of Preaching: The Apostle's Challenge to the Art of Persuasion in Ancient Corinth (Downers Grove, IL: IVP Academic, 2015) 289Google Scholar.

49 Given, M. D., Paul's True Rhetoric: Ambiguity, Cunning, and Deception in Greece and Rome (ESEC 7; Harrisburg: Trinity Press International, 2001) 103Google Scholar.

50 Vgl. Given, Rhetoric, 3–4, 7. Ähnlich Vos, J. S., „Rhetoric and Theology in the Letters of Paul“, Paul and Rhetoric (hg. J. P. Sampley und P. Lampe; New York: T&T Clark, 2010) 161–79Google Scholar; ders., „Theologie als Rhetorik“, Aufgabe und Durchführung einer Theologie des Neuen Testaments (hg. C. Breytenbach und J. Frey; WUNT 205; Tübingen: Mohr Siebeck, 2007) 247–71: Die paulinische Rhetorik zielte auf die Ausweitung des Machtbereichs Christi; wie die Sophisten, so setzte auch Paulus seine Argumentation immer nur als Mittel zum Zweck ein, so dass sie auch widersprüchlich ausfallen konnte.

51 So etwa Litfin, Paul's Theology, 177–9, 257–71; Mihaila, C., The Paul–Apollos Relationship and Paul's Stance toward Greco-Roman Rhetoric: An Exegetical and Socio-Historical Study of 1 Corinthians 1–4 (LNTS 402; London: T&T Clark, 2009) 136–8Google Scholar; Winter, Philo 155–64, 188.

52 So etwa Martin, D. B., The Corinthian Body (New Haven: Yale University Press, 1995) 47–8Google Scholar; Miller, A. C., „Not with Eloquent Wisdom: Democratic Ekklēsia Discourse in 1 Corinthians 1–4“, JSNT 35 (2013) 323–54Google Scholar, hier 339–40.

53 So vor allem Vos, J. S., „Die Argumentation des Paulus in 1 Kor 1,10–3,4“, The Corinthian Correspondence (hg. R. Bieringer; BEThL 125; Leuven: Peeters, 1996) 87119Google Scholar, hier 96.

54 Das können nichtchristlich-jüdische Altersgenossen (Gal 1.13–14) oder christliche Missionarskollegen sein (1 Kor 15.9–11; 2 Kor 11.21b–23). Vgl. dazu Schmeller, Th., „Paulus und die Konkurrenz: Vom Ehrgeiz“, Kreuz und Kraft ii: Untersuchungen zu Paulus (hg. v. Th. Schmeller; SBAB 66; Stuttgart: Kath. Bibelwerk, 2018) 42–60Google Scholar. Dort wird eine Reihe einschlägiger Texte behandelt.

55 Dass es in 2.1–5 um die Mission und in 4.19–21 um den Umgang mit einer christlichen Gemeinde geht, ist keine zureichende Erklärung, denn 3.1–4 stellt das Verhalten der Gemeinde ja auf eine Stufe mit dem von Nichtchristen (3.3: κατὰ ἄνθρωπον περιπατεῖτε).

56 Vgl. Röm 1.1–4; 10.9; 1 Kor 15.3–5; 1 Thess 1.9–10.

57 Litfin, Paul's Theology, 185, 206, 263–4 betont stark das reale Selbstverständnis des Paulus als „Herold“, der nur die Botschaft eines anderen übermittelt, ohne sie selbst zu verändern. Im Unterschied zu dieser Auffassung halte ich die Selbstpräsentation als Sprachrohr Gottes für teilweise fiktiv.