Wenige Jahre vor seinem Tode suchte Hugo von Hofmannsthal in seinem Aufsatz Das Schrifttum als geistiger Raum der Nation (1927) Rechenschaft abzulegen über die innersten Kräfte, die dem deutschen Geist jener Epoche Richtung gaben. Indem er sich nun hier gegen Schluss zu weitester Sicht erhebt, heisst es (S. 442):
Ich spreche von einem Prozess, in dem wir mitten inne stehen, einer Synthese, so langsam und grossartig—wenn man sie von aussen zu sehen vermöchte—als finster und priifend, wenn man in ihr steht. Langsam und grossartig dürfen wir den Vorgang wohl nennen, wenn wir bedenken, dass auch der lange Zeitraum der Entwicklung von den Zuckungen des Aufklärungszeitalters bis zu uns nur eine Spanne in ihm ist, dass er eigentlich anhebt als eine innere Gegenbewegung gegen jene Geistesumwälzung des sechzehnten Jahrhunderts, die wir in ihren zwei Aspekten Renaissance und Reformation zu nennen pflegen. Der Prozess, von dem ich rede, ist nichts anderes als eine konservative Revolution von einem Umfange, wie die europäische Geschichte ihn nicht kennt....