In diesem Vortrag möchte ich einige Gedanken zur wirtschaftsgeschichtlichen Deutung eines Abschnitts im sumerischen Epos “Enki und Ninhursag” kurz andeuten. Wie bekannt, ist diese Dichtung in drei, mehr oder weniger voneinander abweichenden Fassungen überliefert. Die Passage über den Tilmunhandel kommt aber nur in einer der beiden am Textanfang nahezu vollständigen Varianten vor, nämlich in der Rezension von Ur. Seitdem C. J. Gadd und S. N. Kramer den Text der einst von L. Woolley ausgegrabenen Tafel 1963 veröffentlicht hatten, haben Viele zumindest kurze Bemerkungen zur Interpretation des Textes beigesteuert, darunter sind in erster Linie S. N. Kramer selbst, und dann A. Falkenstein, D. O. Edzard, J. Krecher, ferner W. F. Leemans, G. Bibby, C. C. Lamberg-Karlovsky, G. Pettinato u.a. zu nennen. Der Text ist durch die erneuten Diskussionen um Tilmun gewissermassen populär geworden. Die Passage wird allgemein für eine Beschreibung der weitreichenden Handelsbeziehungen Tilmuns, d.h. der Insel Bahrein im Persischen Golf, gehalten. Diese Auffassung trifft in grossen Zügen zu. Es bleibt übrig, sie zu präzisieren, und dadurch zwei Fragen zu beantworten: Auf welche Zeit bezieht sich die im Text gegebene Beschreibung?, und: Warum ist der Tilmunhandel für den mesopotamischen Dichter so wichtig?