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Der Beginn der selbständigen Mission des Paulus

Ein Beitrag zur Geschichte des Urchristentums*

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Alfred Suhl
Affiliation:
(Im Mühlenfeld 20, D-4400 Münster-Amelsbüren, Germany)

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Nach der traditionellen Chronologie hat Paulus bis zum sog. Apostelkonzil in Syrien und Cilicien gewirkt, seine großen Missions-reisen also erst mindestens ‘vierzehn Jahre’ nach der Bekehrung angetreten.

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Copyright © Cambridge University Press 1992

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References

1 Knox, J., ‘“Fourteen Years Later”: A Note on the Pauline Chronology’, JR 16 (1936) 341–9, 342.Google Scholar

2 Vgl. Suhl, A., ‘Ein Konfliktlösungsmodell der Urkirche und seine Geschichte’, BuK 45 (1990) 80–6, 84–5.Google Scholar

3 Vgl. hierzu die ausführliche Begründung in meinen Beitrag ‘Paulinische Chronologie im Streit der Meinungen’, ANRW 26,1Google Scholar (erscheint demnächst).

4 Gal 1.17: (…) ούδἐ ἀνῆλθον είς Ίεροσόλυμα πρòς τοὺς πρò ἐμοῦ ἀποστόλους, ἀλλἀ ἀπῆλθον είς ὐραβίαν · καί πάλιν ύπέστρεψα είς Δαμασκόν. V. 21: ἔπειτα ἦλθον είς τά κλίματα τῆς Συρίας καί τῆς Κιλικίας.

5 Gal 1.18: Ἔπειτα μετἀ ἔτη τρία ἀνῆλθον εἰς Ίεροσόλυμα ίστορῆσαι Κηφᾶν, καὶ ἐπέμεινα πρòς αἑτòν ήμέρας δεκαπέντε. 2.1: ἜΕπειτα διἀ δεκατεσσάρων ἐτῶν πάλιν ἀνέβην εἰς ‘Ιεροσόλυμα μετἰ Βαρναβᾶ συμπαραλαβὠν καἰ Tίτον.

6 Suhl, A., Paulus und seine Briefe. Ein Beitrag zur paulinischen Chronologie (StNT 11; Gütersloh: Mohn, 1975) 20–3Google Scholar; ders.: ‘Der Galaterbrief. Situation und Argumentation’, Aufstieg und Niedergang der Römischen Welt Teil II Principat Bd. 25.4 (hg. W. Haase, H. Temporini; Berlin-New York: Walter de Gruyter, 1987) 30673134, 3095–7Google Scholar; ders.: ‘Die Galater und der Geist. Kritische Erwägungen zur Situation in Galatien’, Jesu Rede von Gott und ihre Nachgeschichte im frühen Christentum. Beiträge zur Verkündigung Jesu und zum Kerygma der Kirche. FS W. Marxsen (hg. D.-A. Koch-G. Sellin-A. Linde-mann; Gütersloh: Mohn, 1989) 267–96, 277–80.Google Scholar

7 Mὴ πῶς dürfte als Frage, die eine verneinende Antwort erwartet, zu verstehen sein, weil bei finalem μήπως der Konjunktiv stehen müßte. Vgl. Paulus (s.o. Anm. 6), 50 und ‘Kon-fliktlösungsmodell’ (s.o. Anm. 2), 81,2.

8 Lüdemann, G., Paulus, der Heidenapostel Band 1: Studien zur Chronologie (FRLANT 123; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1980) 93.Google Scholar

9 Chronologie, 92.

10 Chronologie, 93.

11 Chronologie, 93.

12 Chronologie, 94.

13 Chronologie, 90.

14 Chronologie, 86.

15 Chronologie, 93.

16 Das stellt Lüdemann, Chronologie, 145–6 selbst für Phil 4.15 ausdrücklich fest, zieht es aber für Gal 2.7 auch nicht andeutungsweise in Betracht.

17 Vgl. ‘Galater’ (s.o. Anm. 6), 280; ‘Konfliktlösungsmodell’ (s.o. Anm. 2), 84. – Daß Paulus diesen Beweis mit der Anerkennung durch menschliche Autoritäten nur notgedrungen und widerwillig führt, zeigt die relativierende Parenthese V. 6 όποῖοί ποτε (und nicht etwa όποῖοι ποτέ!) ἦσαν οὐδέν μοι διαφέρει · πρόσωπον ό θεòς ἀνθρώπου ού λαμβάνει. Vgl. hierzu Paulus (s.o. Anm. 6), 66; ‘Galaterbrief’ (s.o. Anm. 6), 3096–7; ‘Galater’, 278.

18 Knox begründete seine These anfangs (‘Note’ [s.o. Anm. 1], 346ff., ebenso noch ‘The Pauline Chronology’, JBL 58 [1939], 1529, 16Google Scholar, hier allerdings schon mit leichtem Vor-behalt) damit, die vierzehn Jahre 2 Kor 12.2 bezögen sich ebenso wie die vierzehn Jahre Gal 2.1 auf die Bekehrung. Dies wäre, wenn es zuträfe, der einzig tragfähige Beweis. In Chapters in a Life of Paul (New York: Abingdon-Cokesbury, 1950)Google Scholar [zitiert wird nach der First British Edition London: Adam and Charles Black, 1954]) gibt er diese These jedoch ausdrücklich auf (78,3) und argumentiert nur noch mit den Aussagen über die Kollekte (52–8), um zu zeigen, daß die Kollekte am Ende der Wirksamkeit des Paulus die direkte und unmittelbare Folge des Beschlusses von Gal 2.10 sei, das Konzil also kurz davor datiert werden müsse. Seine Argumentation beruht dabei auf der Voraussetzung, Paulus hoffe, die Kollekte würde ‘have the effect of bringing peace to the church, of healing the terrible schism between Jerusalem and the Gentile churches … which has distressed him and has embarrassed and impeded his work for a long time’ (54). Diese Deutung aber kann Knox nur postulieren, weil er 1 Kor 16.3–4 von Röm 15.25–31 her auslegt und keinen Blick für die geschichtliche Entwicklung in der paulinischen Kollektenaktion hat. – Vgl. hierzu meinen Beitrag ‘Paulinische Chronologie im Streit der Meinungen’, a.(Anm. 3)a.O., Kap. 1.3.1.2!

19 Chronologie (s.o. Anm. 8), 81.

20 Chronologie, 81. – Daß nicht nur die Seltenheit der Kontakte mit Jerusalem, sondern auch die Entfernung von Jerusalem ein selbständiges Argument in der Verteidigung des Paulus ist, räumt Lüdemann einerseits ein, bestreitet es aber sogleich mit der Behauptung, auch die Stationenfolge Gal 1.17 (Arabia-Damaskus) widerspreche seiner These nicht, daß Paulus ‘abgesehen v o n Reisen von Jerusalem weg oder n a c h Jerusalem h i n … keine Ortsveränderungen [erwähnt]’ (Chronologie 80–1), ‘da dem Satz: “ich kehrte wieder nach Damaskus zurück” unausgesprochen die Negation zugrundeliegt: “ich ging auch diesmal nicht nach Jerusalem”’ (Chronologie 81, 47a).

21 Chronologie, 82.

22 Kastings, Gegen H. (Die Anfänge der urchristlichen Mission [BEvTh 55; München: Chr. Kaiser, 1969] 106)Google Scholar zutreffende Feststellung, nach dem Selbstzeugnis von Gal 1–2 habe Paulus vor dem Konzil keine ausgedehnten Reisen unternommen, wendet Lüdemann (Chronologie 82,50) ein, er gebrauche ein argumentum e silentio. Damit stellt er die Beweislage auf den Kopf! Lüdemann kann und will seinerseits doch lediglich beweisen, daß Gal 1–2 der Spätdatierung des Konzils nicht widerspreche, wobei seine Argumente freilich nicht stichhaltig sind. Paulus sagt, daß er nach Syrien und Cilicien ging. Wenn hier jemand ein argumentum e silentio anführt, so ist es eindeutig Lüdemann (im Gefolge von Knox) mit seiner These, Paulus sage ‘nicht, wo er die Jahre verbracht hat’ (Chronologie, 82,56)!

23 Über Art und Zeitpunkt bzw. gar Rhythmus der Hilfe für Jerusalem wird nichts gesagt! Für regelmäßige Unterstützungen gibt es keinerlei Hinweise. Angesichts der Naherwartung der Parusie dürfte man zunächst nur an eine Hilfeleistung für eine in Kürze zu erwartende Notzeit gedacht haben.

24 ‘Galaterbrief’ (s.o. Anm. 6), 3089–90.

25 Söding, Th. (‘Zur Chronologie der paulinischen Briefe’, Biblische Notizen 56 [1991] 3159, 43–4, 45 u. 51–4Google Scholar) räumt ein, daß Paulus an den Gründungsaufenthalt gedacht haben könne, will aber doch lieber allein aufgrund von Phil 3.18–19 mit einem zweiten Besuch in Philippi rechnen, begründet das aber nicht zwingend. Woher will Söding wissen, daß Paulus, wenn er nach dem Zwischenfall Antiochien verläßt, nicht ‘die ekklesiale Gemeinschaft mit seinen dortigen Kontrahenten aufkündigt’ (51,73)? Er hat zwar in-zwischen wieder Kontakt mit Antiochien aufgenommen (Paulus [s.o. Anm. 6], 129–31; zu Lüdemanns Kritik [Chronologie (s.o. Anm. 8)] 156–8 vgl. ‘Paulinische Chronologie im Streit der Meinungen’ [s.o. Anm. 3], Kap. 3.3), weiß aber seit den Nachrichten aus Galatien, daß der alte Konflikt erneut aufbricht!

26 ‘Galater’ (s.o. Anm. 6), 269 mit Anm. 10.

27 Daß es nur taktische Gründe waren, ist nicht anzunehmen; vgl. ‘Konfliktlösungs-modell’ (s.o. Anm. 2), 85.

28 Wie T. Baarda (‘TI ETI ΔIΩKOMAI in Gal.5:11. Apodosis or Parenthesis’, noch un-veröffentlicht) überzeugend nachgewiesen hat, liegt in diesem Satz ebenso wie in Gal 1.12ab eine Parenthese vor: ‘One should read the text in combining the protasis ἐγὠ δέ, ἀδελφοί εἰ περιτομὴν ἔτι κηρύσσω, and ἄρα κατήργηται κτλ. as its real apodosis. This would imply that the words τί ἔτι διώκομαι should be treated as a parenthesis. Paul actually says, and I paraphrase: “But for me, brothers, in contrast with those who now embarrass you with their requirement of circumcision for the incorporation in the true Israel, if I were still preaching circumcision as such a requirement – and you know that I do not preach circumcision, why else would I still be persecuted? – then the ground for the Gospel, the skandalon of the cross would have fallen away”. The parenthesis, a sign of the vividness of Paul's argumentation, underscores the fact that he does not preach circumcision. He preaches only Christ crucified, a stumbling-block for the Jews (1 Cor. 1:23). Paul, as it were, repeats in other words the statement that he gave earlier in his writing (Gal. 2:21):

εἰ γὰρ διὰ νόμου δικαιοσύνη,

ἄρα Xριστòς δωρεὰν ὰπέθανεν.

… I would, therefore propose to print the text of Gal. 5:11 as follows:

ἐγὠ δέ, ἀδελφοί, εἰ περιτομὴν ἔτι κηρύσσω,

– τί ἔτι διώκομαι; —

ἄρα κατήργηται τò σκάνδαλον τοῦ σταυροῦ.’

29 Vgl. Paulus (s.o. Anm. 6), 70–6 und ‘Galaterbrief’ (s.o. Anm. 6), 3085–6.

30 Vgl. Paulus, 18–20.

31 Holtz, Tr. (‘Der antiochenische Zwischenfall [Gal 2.11–14]’, NTS 32 [1986] 344–61, 345)CrossRefGoogle Scholar nennt keine stichhaltigen Gründe dafür, daß es sich bei diesem zusammenfassenden Urteil über das Verhalten der anderen nur um einen ‘subjektiv-polemischen Akt’ des Paulus handelte; vgl. ‘Galaterbrief’ (s.o. Anm. 6), 3084.

32 Vgl. ‘Galaterbrief’ 3097–119; ‘Galater’ (s.o. Anm. 6), 280–4.

33 Braun, H., ‘Christentum, I. Entstehung’, RGG (3. völlig neu bearb. Aufl. Bd. 1; Tübingen: J. C. B. Mohr [Paul Siebeck], 1957) 1685–95, 1693.Google Scholar

34 Lüdemann, Chronologie (s.o. Anm. 8), 109, 119 unterstellt mir zu Unrecht, ich ginge davon aus, ‘daß während eines Sabbatjahres immer eine Hungersnot herrschte’; wohl aber war in einem Sabbatjahr mit einer besonderen Notzeit zu rechnen; vgl. u. Anm. 51!

35 Jeremias, J., ‘Sabbathjahr und neutestamentliche Chronologie’ (1928), in: ders.: Abba. Studien zur neutestamentlichen Chronologie und Zeitgeschichte (Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1966) 233–8, 236.Google Scholar

36 Vgl. Paulus (s.o. Anm. 6), 59.

37 So Haenchen, z.B. E., Die Apostelgeschichte (7. durchges. u. verb. Aufl.; KEK; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1977) 55–6, 5CrossRefGoogle Scholar: ‘Das Wort συνέβη entspricht bei Josephus dem lukanischen ἐγένετο und drückt das Neueintreten eines Ereignisses aus. Demnach besagen die Worte ἐπί τούτοις συνέβη κτλ.: ‘Sodann geschah es, daß die Hungersnot auftrat’, mithin unter Tiberius Alexander, dem Nachfolger des Fadus.'

38 Das Argument wäre noch zwingender, wenn mit Wacholder, B. Z. (‘The Calendar of Sabbatical Cycles during the Second Temple and Early Rabbinic Period’, HUCA 44 (1973) 153–96, 190Google Scholar; ders.: ‘The Timing of Messianic Movements and the Calendar of Sabbatical Cycles’, HUCA 46 (1975) 201–18, 215Google Scholar) das Sabbatjahr erst in die Zeit 48–9 zu datieren wäre.

39 Paulus (s.o. Anm. 6), 61.

40 Paulus, 58.

41 Paulus, 58–9.

42 Lührmann, D., Das Offenbarungsverständnis bei Paulus und in den paulinischen Gemeinden (WMANT 16; Neukirchen: Neukirchener, 1965) 42.Google Scholar

43 Paulus (s.o. Anm. 6), 49 mit Anm. 11.

44 Ogg, G., The Chronology of the Life of Paul (London: Epworth, 1968) 55.Google Scholar

45 Paulus (s.o. Anm. 6), 62. – Es ist aber nicht einzusehen, warum sie nur ‘a f t e r the latter’, nicht aber vor der Hungersnot in Ägypten datiert werden kann!

46 Apostelgeschichte (s.o. Anm. 37), 55, Anm. 4 unter Berufung auf Gapp, K. S., ‘The Universal Famine under Claudius’, HThR 28 (1935) 258–65, 254.Google Scholar

47 Apostelgeschichte, 55–6, Anm. 5.

48 Vgl. den genauen Nachweis zu Jos. Ant. 20.10, 120, 267 und 1.165 im einzelnen Paulus (s.o. Anm. 6), 60, 16.

49 Paulus, 60–1.

50 ‘Konfliktlösungsmodell’ (s.o. Anm. 2), 85.

51 Es mußte nicht jedes Sabbatjahr eine Hungersnot geben, aber es gibt genügend Belege für die Annahme, daß in einem Sabbatjahr mit einer besonderen Notzeit zu rechnen war. Vgl. die Belege bei Jeremias, ‘Sabbatjahr’ (s.o. Anm. 35), 234 und Lohse, E., ‘σάββατον’, in: ThW 7.135Google Scholar, bes. 18–19: 4. Das Sabbatjahr. a. Brache und Schuldenerlaß in jedem sieben-ten Jahr.

52 Diese Berechnung ergibt sich aus der richtig datierten Hungersnot. Die Gallio-Notiz Apg 18.12ff. ist also nicht konstitutiv für diesen chronologischen Entwurf, läßt sich aber problemlos integrieren. Es erübrigen sich damit die Versuche nachzuweisen, daß Paulus nicht unbedingt am Anfang der Amtszeit des Gallio mit ihm zusammengetroffen sein m u ß.

53 Paulus (s.o. Anm. 6), 129–39; vgl. o. Anm. 25.

54 Vgl. Paulus, 314–45.