Skip to main content Accessibility help
×
Hostname: page-component-848d4c4894-pftt2 Total loading time: 0 Render date: 2024-06-08T02:13:13.618Z Has data issue: false hasContentIssue false

Die Wette in Goethes Faust

from Special Section on Goethe and the Postclassical: Literature, Science, Art, and Philosophy, 1805–1815

Published online by Cambridge University Press:  14 March 2018

Gerrit Brüning
Affiliation:
Klassik Stiftung Weimar
Get access

Summary

SCHON EINER DER ERSTEN INTERPRETEN, Karl Ernst Schubarth, bezeichnete 1820 die Wette zwischen Faust und Mephistopheles als den dramatischen “Knoten.” Hermann August Korff vertrat diese Auffassung noch nachdrücklicher, als er im ersten Band seines monumentalen Werks Der Geist der Goethezeit von 1923 die Wette als einen “unvergleichlich genialen dramatischen Knoten” pries. Noch heute haftet der Wette der Ruf des Genialen an. Sie gilt als das “dramaturgische Herzstück.” Über die Bedeutung (Wichtigkeit) der Wette scheint also seit langem Einigkeit zu herrschen. Anders verhält es sich mit ihrer Bedeutung (Sinn): Noch immer scheint unklar zu sein, was die Wette im Faust bedeutet und wie sie mit den übrigen Teilen des Dramas zusammenhängt. Etwas zynisch ist über diesen Zwiespalt bemerkt worden: “Die Goetheforschung ist sich einig über die große Bedeutung der Wette im Faust, weiß aber kaum anzugeben, worin sie bestehen soll.” Hans-Jürgen Schings hat resigniert von einem “Grübeln über Pakt und Wette” ge sprochen (einem ergebnislosen Denken also), das anstelle einer Lösung “viele Schwierigkeiten” hervorgebracht habe.

In seinem hilfreichen Kommentar scheint Albrecht Schöne sich damit anzufreunden, dass die Wette mehrdeutig und widersprüchlich sei. Ihm zufolge ermöglichen die daraus entstehenden “Undeutlichkeiten” erst, dass trotz gegensätzlicher Absichten ein Vertrag zustande komme. Anders als die bloße Undeutlichkeit setzt Mehrdeutigkeit jedoch mehrere distinkte Bedeutungen voraus. Es gilt, diese zu benennen und zu prüfen, ob eine davon bei genauerem Hinsehen den Vorzug verdient. Die Widersprüche müssen zutage gebracht werden, damit über ihre Auflösbarkeit entschieden werden kann. Auf einer solchen Grundlage werden wir womöglich zumindest verstehen, worin das Verständnisproblem besteht und woher es rührt. Die Art, wie Alexander Rudolph Hohlfeld (Madison, Wisconsin) 1921 an das Thema heranging, scheint mir immer noch vielversprechend: Er zerlegte die große Frage nach der Wette in klar formulierte Einzelfragen, die er Schritt für Schritt beantwortete.

Gemäß diesem Ansatz möchte ich noch kleinschrittiger vorgehen. Insbesondere im ersten Abschnitt entferne ich mich dabei ziemlich weit von der Art und Weise, in der literarische Texte für gewöhnlich und zu Recht re zipiert werden. Aus zwei Gründen halte ich dies für unumgänglich. Erstens: Obwohl Goethe den geplanten “Disputationsactus” nicht ausführte, wird sowohl in der ersten als auch in der zweiten “Studirzimmer”-Szene, in welcher die Wette zustande kommt, intensiv disputiert. Schon die Lektüre und erst recht die Interpretation beider Szenen ist daher mit erheblichem gedanklichen Aufwand verbunden. Zweitens kommt die allgemeine Ratlosigkeit ja nicht von ungefähr.

Type
Chapter
Information
Goethe Yearbook 17 , pp. 31 - 54
Publisher: Boydell & Brewer
Print publication year: 2010

Access options

Get access to the full version of this content by using one of the access options below. (Log in options will check for institutional or personal access. Content may require purchase if you do not have access.)

Save book to Kindle

To save this book to your Kindle, first ensure coreplatform@cambridge.org is added to your Approved Personal Document E-mail List under your Personal Document Settings on the Manage Your Content and Devices page of your Amazon account. Then enter the ‘name’ part of your Kindle email address below. Find out more about saving to your Kindle.

Note you can select to save to either the @free.kindle.com or @kindle.com variations. ‘@free.kindle.com’ emails are free but can only be saved to your device when it is connected to wi-fi. ‘@kindle.com’ emails can be delivered even when you are not connected to wi-fi, but note that service fees apply.

Find out more about the Kindle Personal Document Service.

Available formats
×

Save book to Dropbox

To save content items to your account, please confirm that you agree to abide by our usage policies. If this is the first time you use this feature, you will be asked to authorise Cambridge Core to connect with your account. Find out more about saving content to Dropbox.

Available formats
×

Save book to Google Drive

To save content items to your account, please confirm that you agree to abide by our usage policies. If this is the first time you use this feature, you will be asked to authorise Cambridge Core to connect with your account. Find out more about saving content to Google Drive.

Available formats
×