Bei der Durchsicht der Brāhmī-Handschriften der “ Mainzer Sammlung / [Mz]1 entdeckte einer der beiden Verfasser [Maue] mit Mz 639 ein Fragment, das neben Sanskrit eine Übersetzungssprache enthielt, die aufgrund einiger Indizien dem Iranischen, am ehesten dem Sogdischen, zuzuordnen war. Anhand einer ersten vorlä ufigen Umschrift konnte Professor R. E. Emmerick (Hamburg) das Sakische ausschlieβen. Der zweite Autor [Sims-Williams] erkannte darin zweifelsfrei das Sogdische. Somit ist nun auch dieser mir. Dialekt in Brā hmī belegt und erstmals ein sogd. Textstück, das definitiv auf eine Sanskritvorlage zurückgeführt werden kann. Der besondere linguistische Wert liegt in der durch die Schriftart erzwungenen vollen Vokalisierung. Das neu entdeckte Bruchstück nährt die Hoffnung auf weitere sogdische Materialien in Brāhmī.2 Die lesbaren und verständlichen Teile des Blattfragments lassen klar erkennen, daβ esp. sich um einen Heilkundetext handelt, vermutlich einen Abschnitt über Augenkrankheiten.3 Wir haben Reste von vier Rezepturen oder Paragraphen, wie die erhaltenen Zahlen beweisen, die es auch erlauben, Vorderund Rückseite zu bestimmen. Im übrigen aber ist das Blatt so sehr fragmentiert und die Schrift teilweise so stark abgerieben, daβ das gewohnte Schema (zu behandelnde Krankheit, Zusammensetzung des Medikaments und dessen Dosierung) an verschiedenen Stellen zwar noch durchscheint, aber im einzelnen nicht rekonstruiert werden kann. Dies beeintrachtigt die Sicherheit und das Verständnis der Lesungen. Hier kann der entscheidende Fortschritt nur vom Mūla-Text oder zumindest von Paralleltexten kommen Die Suche danach, an der sich freundlicherweise auch R. E. Emmerick beteiligte, hat bisher nur zu einem negativen Ergebnis geführt: