Mitwirkend am Sturz des hethitischen Großreichs am Beginn des 12.Jhs. v.Chr. brach ein kriegerischer, thrakischer Volksstamm fünfzig Jahre vor der Regierung des Tiglatplesers I in die Geschichte Altanatoliens am oberen Tigris ein; dann schweigen die Quellen mehrere Jahrhunderte, bis diese “Muschki-Leute” mit ihrem Heerführer “Mita” in den assyrischen Annalen diesmal gegen Sargon II und im Kerngebiet von Hatti, zwischen dem Halys- und Sangariosbogen, als eine starke politische Einheit wieder auftauchen. Sie nannten sich Phryger; und genauso wie ihre Geschichte liegt fast für fünf Jahrhunderte auch ihre Kunst, die unter den blühenden Hochkulturen Altanatoliens einen besonderen Platz einnimmt, noch im Dunkeln. Dennoch ist eine derartig plötzliche Wiedererscheinung eines Volkes als eine den Urartäern im Osten ebenbürtige Großmacht Anatoliens und im Höhepunkt ihres kulturellen Lebens ohne Vergangenheit nicht faßbar; so dürfte die Groß-Phrygien schaffende Treibkraft nicht nur politisch sondern auch archäologisch in den “dunklen Jahrhunderten” vom 12. bis zum 8.Jh. v.Chr. im schöpferisch fruchtbaren Boden ihrer neuen Heimat verwurzelt gewesen sein, denn sie haben aus ihrem alten balkanischen Herkunftland nichts Eigenständiges mitgebracht, was der Entstehung und späteren Entwicklung der phrygischen Kunst zugrunde liegen konnte.