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Ueber die Bevölkerung des Staates Athen im fünften Jahrhundert ist so viel verhandelt worden ohne ein gesichertes und allgemein anerkanntes Ergebniss zu erreichen, dass es fast als ein hoffnungsloses Unternehmen erscheinen kann, die Discussion noch einmal wieder aufzunehmen. Und doch ist es unerlässlich, über diese wichtigste aller Grundlagen der militärischen Leistungsfähigkeit und damit der Macht des Staats wenigstens ein einigermaassen sicheres Urtheil zu gewinnen.
Den Mittelpunkt jeder Untersuchung über diese Fragen bildet die bekannte Ausgabe des Thukydides II 13,6, Athen habe beim Ausbruch des Kriegs, abgesehen von den an verschiedenen Stellen des Bundesgebiets) liegenden Besatzungen, 13000 Hopliten ins Feld stellen können; dazu seien 16000 Hopliten für die Besatzung der Mauern gekommen: „denn so stark war die Besatzung in der ersten Zeit bei jedem Einfall der Feinde, gebildet aus den ältesten und den jüngsten Jabrgängen (áπóτε τv πεσβvτtv χαI τv vεωτatv) und den Metoeken, welche als Hopliten dienten‟. Unter den ältesten und jüngsten Jahrgängen versteht man allgemein die Epheben, d. h. die jungen Leute vom Hoplitencensus im 18. und 19. Lebensjahre, die bekanntlich zwar als Hopliten ausgebildet und als ständige Besatzung zum Schutze Attikas verwendet, aber fiir den Krieg ausser Landes noch nicht gebraucht wurden, und die Jahrgänge, welche zum Felddienst nicht mehr verwerthet werden konnten, aber noch im Stande waren, auf der Mauer Wachtdienst zu thun und im Nothfall als Landsturm zu kämpfen. Ein derartiger Fall war schon 459 eingetreten, als, während ein Theil des attischen Heeres in Aegypten stand, ein anderer Aegina belagerte, die Korinther in Megaris einfielen.
I. Der auf der beiliegenden Tafel) abgedruckte von Kallias beantragte Volksbeschluss CIA I, 32 (DS 14.21) enthält eine Reihe grundlegender Bestimmungen für die Erkenntniss des attischen Finanzwesens im fünften Jahrhundert. Gefunden ist der Stein als Altartafel in einer Kirche des Dorfes Charvati zwischen Hymettos und Pentelikon; jetzt wird er im Louvre bewahrt. Die Vorderseite ist fast vollständig erhalten, die Rückseite dagegen stark abgerieben und nur theilweise lesbar. So wichtig der Text ist, so schwierig ist seine richtige Interpretation und seine Verwerthung für die Geschichte. Er ist oft behandelt worden; seiner Zeit stand er bekanntlich im Mittelpunkt des Streits zwischen G. HERMANN und BOECKH und hat erwiesen, dass auch in diesen Dingen, soweit es sich um Reconstruction und richtige Interpretation einer Urkunde handelt, die „Sprachphilologie‟ eine sicherere Führerin ist als die „Sachphilologie‟.
Besondere Schwierigkeiten hat seine chronologische Ansetzung geboten. Da das Protokoll nur Prytanie, Grammateus und Epistates nennt, ist er fitr uns undatirt. Die jüngere Sprachform ταμαιs (nur auf der Ruckseite Zl. 52 ταμιασι) und die Schreibung σuv statt χσuv lehren, dass die Urkunde nicht vor dem Ende des archidamischen Kriegs in Stein gehauen sein kann. In diese Zeit, in die Jahre 419/8 und 418/7, glaubte BOECKH) denn auch die beiden Beschlüsse der Vorder- und Rückseite setzen zu können; schien doch die Angabe, dass dem Schatz der Athena 3000 Talente gezahlt seien, und die Anordnung, jetzt die Anleihen bei den andern Göttern zurückzuzahlen, vortrefflich in die Zeit naeh dem Nikiasfrieden zu passen.
Die Schlacht am Eurymedon und Kimons cyprischer Feldzug
Ueber die Schlacht am Eurymedon begnügt sich Thukydides mit der kurzen Notiz (1,100): „Nach diesen Ereignissen fand aueh die Land- und Seeschlacht der Athener und ihrer Bundesgenossen gegen die Perser am Fluss Eurymedon in Pamphylien statt, und zwar siegten die Athener an demselben Tage auf beiden Schauplätzen unter Kimon's Führung und nahmen und vernichteten im Ganzen ungefähr 200 phönikische Trieren.‟ Das Ereigniss war allbekannt, eine zusammenhängende Erzählung des Krieges nicht die Aufgabe des Schriftstellers, der nur die Hauptmomente der Entwickelung der Maeht Athens kurz zusammenstellen will. So genügt ein kurzer Hinweis auf die glänzende Waffenthat; gerade der trockene Chronikstil wirkt angesichts des ungeheuren Erfolges nur urn so mächtiger. Für die Späteren und für uns aber ist die Folge, dass wir liber den Gang des Feldzugs und der Schlacht nur sehr dürftig unterrichtet sind.
Aus späterer Zeit besitzen wir zwei Schlachtschilderungen, die aber in jeder Einzelheit so vollständig von einander abweichen, dass Niemand auf den Gedanken koramen würde, sie auf dasselbe Ereigniss zu beziehen, wenn sie nicht eben beide die Schlacht am Eurymedon darzustellen behaupteten. Der eine Bericht ist der des Ephoros, den Diodor XI, 60 – 62 mittheilt. Dass er aus Ephoros stammt, wird dadurch bestätigt, dass in ihm die von Plutarch (Cim. 12) aus Ephoros mitgetheilten Daten wiederkehren: die Zahl 350 für die persischen Schiffe — dass Diodor statt dessen 340 giebt, ist keine ernstliche Variante) — und die Angabe, dass die persische Flotte yon Tithraustes, das Landheer von Pherendates commandirt wurde, während Kallisthenes nur einen Obergeneral nannte, Ariomandes S. d. Gobryas. Das ist nicht nur eine äusserliche Differenz, sondern beweist, dass Ephoros die Schlacht so erzählt haben muss wie Diodor angiebt.
Herodots politischer Standpunkt und seine Geschichte der Perserkriege
In seiner „Einleitung in das Studium der alten Geshcichte‟ (1895) behandelt Wachsmuth die im Anschluss an Kirchhofe wie von vielen anderen Forsehern so auch von mir vertretene Annahnie, dass Herodot von Thurii) wieder nach Athen zurückgekehrt sei, als sehr fraglich. Die bekannte Stelle über das eh erne Viergespann aus dem Zehnten der 507 den Boeotern und Chalkidiern abgenommenen Beute, das auf der Burg zur Linken gleich beim Eingang in die Propylaeen stehe (VI, 77), beweist allerdings, wie WACHSMUTH hervorhebt, nicht mit Sicherheit, dass Herodot den 432 voilendeten Bau des Mnesikles gekannt hat. Aber wo anders als in Athen kann er die Geschichte des Sperthias und Bulis und das Schicksal ihrer Sohne, die im Herbst 430 (Thuk. II, 67) auf der Reise nacli Persien in Thrakien gefangen genommen uud in Athen hingerichtet wurden (VII, 134 ff.), oder die Versehonung Dekeleas bei den Einfällen der Peloponnesier (IX, 73) erfahren haben? Von derartigen Episoden drang doch die Kunde schwerlich nach Thurii), und das Interesse, das der Schriftsteller an ihnen nimmt, wird nur dann völlig begreiflich, wenn sie sich unter seinen Augen vollzogen. — Dazu kommt die allgemeine Erwägung, dass Athen seinen Einfluss in Thurii nicht behaupten konnte, vielmehr nach langen Wirren im Jahre 434/3 der Sieg der peloponnesischen Ansiedler und der Bruch mit Athen dadurch besiegelt wurde, dass man durch das Orakel den delphischen Gott zum Oekisten erklären liess.
Die Abfassungszeit der Geschichte des archidamischen Kriegs. — Die Urkunden der Verträge von 423 und 421
„Thukydides von Athen hat den Krieg beschrieben, den die Peloponnesier und Athener mit einander gefuhrt haben‟ — mit diesen Worten beginnt Thukydides. Gleich beim Ausbruch, fährt er fort, habe er den Ereignissen seine Aufmerksamkeit zugewandt und die Ausarbeitung in Angriff genommen, in der Erwartung, dass er bedeutender sein werde, als irgend ein früheres Ereigniss. Unter „dem Kriege‟ oder „diesem Kriege‟, wie er ihn dann Jahr für Jahr immer aufs neue nennt, versteht er, wie wir alle wissen, den 27 jährigen Krieg von 431 bis 404. Aber dass die Ereignisse dieser Jahre eine Einheit bilden, dass nach dem Nkiasfrieden der Krieg thatsächlich weiterging, ist seine individuelle Auffassung, die er V, 25 f. begründet und von da an in der Durchzählung der Kriegsjahre und sonst bei jeder Gelegenheit einschärft. Die Zeitgenossen dagegen und auch die nächste Generation zählten in diesem Zeitraume zwei Kriege, den zehnjährigen von 431–421, den wir nach Lysias) den archidamischen nennen, und den dekeleischen, und zwischen beiden eine Friedensepoche von 421 bis 414/3, in die die Wirren im Peloponnes und der grosse sicilische Krieg fallen. Man sollte also erwarten, dass Thukydides gleich zu Anfang die Leser darüber aufklärte, was er unter „dem Kriege‟ verstehe. Statt dessen thut er das erst inmitten seines Werks V, 25 f., als der Nikiasfriede geschlossen ist und nun die Erzählung trotzdem weiter geht.
Die in dem vorliegenden Bande vereinigten Untersuchungen sollen eine Ergänzung zum dritten Bande meiner Geschichte des Alterthums bilden, der die Zeit von den Perserkriegen bis auf den Ausgang des Bundesgenossenkriegs (355 v. Chr.) und den Tod Dions (353 v. Chr.) behandelt. Ich hoffe, dass der Band, auf dessen Inhalt ein paar Mai vorgreifend Bezug genommen werden musste, etwa gegen Ende des Jahres 1900 wird erscheinen können.
Wenn auch einige der hier vorgelegten Abhandhmgen zuletzt ziemlich rasch niedergeschrieben sind, so gehen sie doch in ihrem Kern durchweg in recht frtihe Zeit zuriiek; mit den in ihnen besprochenen Problemen habe ich mich, seit ich vor nunmehr 20 Jahren zum ersten Male griechische Geschichte gelesen habe, immer aufs neue beschäftigt, die meisten mehrfach in Seminarübungen eingehend behandelt. Wenn das zur Folge hat, dass ich diesen Fragen gegenüber, wenn es auch im Einzelnen an Irrthümern und Flüchtigkeiten gewiss nicht fehlen wird, doch zu einem gewissen Abschluss gekommen zu sein glaube, so hat es andrerseits den bei der Ausarbeitung wiederholt empfundenen Nachtheil mit sich gebracht, dass die Untersuchung nicht durchweg den Charakter der Unmittelbarkeit gewinnen konnte, wie wenn man frisch an ein neues Problem herantritt.