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Aus seiner oligarchischen quelle hat Aristoteles die specificirte berechnung herübergenommen, dass in Athen 20000 bürger ihren unterhalt durch den staat fanden (24, 3 vgl. I s. 153). er hat dabei vieles einfach hingestellt was im fünften jahrhundert unmittelbar verstündlich war, aber zum teil uns selbst zweifelhaft bleibt, die wir doch die älteren institutionen besser kennen als die Athener der demosthenischen zeit. erschwert wird das urteil durch die verderbnisse und lücken des textes; aber die rechnung ist so merkwürdig, dass ein versuch gemacht werden muss. bequemer ist es freilich, das ganze als ungereimt wegzuwerfen.
Die erste reihe von zahlen ist heil und verständlich; 6000 richter, 1600 schützen, 1200 reiter, 500 ratsherren, 500 werftwächter, 50 burgwächter. die posten steigen vom höheren zum niederen herab und ergeben 9850 mann. die schützen und die reiter beziffert auch Thukydides (2, 13) so hoch; es ist die etatsmässige stärke dieser stehenden truppen. 1200 reiter schliesst, wie Thukydides genauer angibt, die (selbstverständlich bürgerlichen) schützen zu pferde ein; später hat Athen niemals wieder eine so starke cavallerie gehabt, früher aber, als es drei hipparchen gab (CIA IV p. 184) vielleicht eine noch höhere. die schützensind von uns früher mit den gekauften Skythen notwendig verwechselt worden, weil das vierte jahrhundert diese stehende truppe des bürgerheeres nicht mehr kennt; aber jetzt sind die inschriftlichen belege nicht mehr vereinzelt.
Wenn wir nach den quellen der Politie fragen, so geziemt es sich von den gewährsmännern auszugehn die namentlich angeführt werden. das war vermutlich Homer (B 547), um mit der formel δῆμος Ἐϱεχϑῆος das alter der athenischen demokratie zu beweisen (fgm. 2). die verse stammen bekanntlich erst aus der zeit des Peisistratos, aber Aristoteles, der auch die berufung der Athener auf dieselben verse im streite um Salamis anerkennt (Rhet. I 15), hat solche beweise nicht in zweifel gezogen. ein anderes ist, ein solches zeugnis suchen; das wird man ihm nicht leicht zutrauen, das haben vielmehr die Athener zu tun veranlassung und neigung gehabt; er kann dieses citat füglich selbst schon entlehnt haben.
Eine hauptquelle für ihn sind die gedichte Solons gewesen; was er ihnen verdankt, wird das nächste capitel darlegen. es ist praktisch, vorher den einzigen historiker zu betrachten, den er einer namentlichen erwähnung (14, 4) gewürdigt hat, den Herodotos. es liegt darin schon eine bedeutsame anerkennung des grössten historikers, der dem Aristoteles der typus dieser litteraturgattung ist (poet. 9).
Geschichte des Peisistratos
Sein name steht bei einer unwesentlichen einzelheit, der herkunft jener frau, die als Athena den Peisistratos heimführte. die ἔνιοι, deren angabe Aristoteles dem Herodotos entgegenstellt, würden wir noch bestimmt benennen können, wenn nicht die stelle bei Athenaeus, wo der name stand, unheilbar zerstört wäre (XIII 609). es war der name eines Atthidographen, denn Kleidemos steht daneben.
Auf die stimmung, die jeden griechischen brief unbesehens verwarf, ist die entgegengesetzte gefolgt; es ist das jedoch kein fortschritt, denn stimmungen genügen für die wissenschaft nicht. ich brauchte für den prinzenerzieher Aristoteles den fünften brief, wenn er ächt war: deshalb habe ich die sache untersucht, und gerade weil das ergebnis kein einfaches ja oder nein ist, halte ich es für richtig.
Der brief an Dionysios (1) ist durch die rede an Philippos (5,81) so sicher bezeugt, dass man, urn ihn zu verwerfen, die absicht eines fälschers wahrscheinlich machen müsste, der auf grund jener stelle einen brief verfertigt hätte. das ist nicht möglich. es kommt hinzu, dass der brief nur ein sehr schön geschriebenes prooemium enthält, das eine wichtige politische erörterung verspricht. diese zu unterdrücken konnte Isokrates alle veranlassung haben, wenn die politischen ereignisse eine fur ihn unerwünschte wendung genommen hatten, und der sicilische fürst mit der entgegengesetzten politik erfolgreich gewesen war: der fälscher hätte bequem ex eventu schreiben können was ihm passte. der brief nimmt auch auf den Panegyrikos in durchaus angemessener weise bezug (6), etwa wie die rede an Philippos, und wenn die nachteile des briefes gegenüber dem gespräche so behandelt werden (3), dass man die nachwirkung der schönen platonischen kritik (Phaidr. 275) spürt, so spricht das vollends für den verfasser, der trotz aller späteren entfremdung den Phaidros zu viel und zu gerne gelesen hatte, um ihn je zu vergessen.
In dem vertrage, durch den die versöhnung zwischen stadt und hafen 403 herbeigeührt ward, sind die Dreissig, die zehn (d. h. die ersten, zu denen Pheidon, nicht die διαλλαϰταí, zu denen Rhinon gehörte1), die elf und die zehn im Peiraieus von der amnestie ausgenommen, und auch sie nicht, wenn sie rechenschaft ablegen und decharge erhalten. rechenschaft wird abgelegt von den beamten der partei des hafens vor dieser, von denen der städter aber nicht vor diesen, sondern vor den τιμηματα παρεχóμενι. so steht es in dem documente 39, 6. die demokraten des hafens sind sieger, hinter ihnen steht die macht der spartanischen regierung; sie sind bevorzugt, denn sie nehmen ihren beamten selbst die rechenschaft ab. die gegenpartei ist nicht so gönstig gestellt; da werden die richter aus einer classe genommen, sind also sowol städter aus-, wie leute des hafens eingeschlossen. es fragt sich, was heisst τιμηματα παρἐχεσει. oder eigentlich fragt es sich nicht, denn nach, ὅπλα παρἐ-χεσει das Drakon und die 400 und Thukydides so oft gebrauchen, sind es die welche in der lage sind, die τιμηματαzu leisten, zu praestiren, und τιμηματα sind die eingeschätzten stufen des einkommens seit Solon.
Unsere untersuchung hat gleich damit begonnnen, das chronologische gerippe der aristotelischen erzählung auf die attische chronik zurückzuführen, und in jedem capitel ist nacb ausscheidung eines bestimmten autors, dem wir gerade nachgiengen, ein rest geblieben, der jedesmal wieder derselben chronik zufiel. sie hat also wirklich dem Aristoteles den grundstock seiner erzählung geliefert. die ganze älteste zeit, ausschliesslich der verfassung Drakons, die sachlich bedeutendsten stucke über Solon (6; 1. 7—10), die erzählung der jahre 594—80 (13) und 507—480 (22), die den trocknen stil des jahrbuches an sich trägt, sind ihr ganz zugefallen; später freilich ausser einer kurzen einlage (26, 2—4) mit sicherheit kaum noch etwas über die chronologie hinaus. anders stellte es sich in der geschichte der Peisistratiden und des Kleisthenes, wo zwar eine anzahl wertvoller tatsachen aus ihr nachgetragen sind, aber sie den einschlag bildet, Herodotos den zettel. und einiges, namentlich in der geschichte des Peisistratos haben wir oben (s. 30) mit absicbt auf diesen platz aufgespart. diese reste sollen zunächst erledigt werden, dann wollen wir uns diese hauptquelle des Aristoteles selbst ansehn, in wie weit sie eine einheit ist: die hoffnung, dass wir einen autornamen finden werden, bitte ich jedoch den leser von vorn herein fern zu halten.
Da wir jung waren, lernten und glaubten wir, dass die überlegenheit der Boeckhschen altertumswissenschaft über die Hermannsche philologie sich nirgend glänzender offenbare als in der abhandlung über euthynen und logisten, die zu diesem nachweise geschrieben ist. da wir älter wurden, sahen wir mit überraschung, dass Hermanns conjecturen zu CIA I 32 auf dem steine standen mit ausnahme von einer minder wichtigen stelle, wo Boeckh aber auch nicht richtiger geurteilt hatte. und nun stellt sich heraus, dass uber die sache beide irr gegangen sind, dass auch gerade die behandlung, die am meisten methodisch vorgieng und allein wirklich vorwärts kam (Schöll de synegoris), irr gehn musste, weil ihr fundament ein gefälschtes zeugnis war. die unzulänglichkeit unseres combinirens ungenügender daten zeigt sich handgreiflich, ebenso aber, dass die wirkliche kenntnis der sprache in ihrem gebiete mit sicherheit vorgeht und dass ihr die logik des rechtlichen gedankens auch wol zu hilfe kommen kann: beide vereint hätten das falsche zeugnis wol entlarven und aus dem sprachgebrauche und dem rechte der wahrheit näher kommen können. aber diese ist uns jetzt durch Aristoteles (48, 3–5. 54, 2) gegeben: wir wollen bei der sache bleiben, von den modernen absehn und auch die angaben der lexicographen, die aus Aristoteles abgeleitet oder durch misverständnis seiner worte entstanden sind, sollen fortfallen.dagegen mag was ihn ergänzt und ohne weiteres sich einordnet, gleich mit vorgeführt werden: wir wissen ja, dass er nur der reinste und reichste canal derselben überlieferung vom attischen staate ist.
Aristoteles hat sein viertes capitel in einen für ihn bereits gegebenen zusammenhang eingeschoben, aus dem es herausfällt. die umgebung stammt aus der Atthis; diese hat also nichts von der drakontischen verfassung gewulst. das stimmt dazu, dass die gesammte tradition sie nicht kennt. ja Aristoteles selbst hat, als er die Politik schrieb, nur so viel wie die Atthis von Drakon gewusst. das hat sich in dem vorigen capitel ergeben. er hat die verfassung also erst irgendwoher kennen gelernt, als er daran gieng die Politie zu schreiben; dann aber hat er dieser überlieferung vollen glauben beigemessen.
Neben der Atthis haben wir als quellen des Aristoteles bereits oligarchische parteischriften kennen gelernt, und wir werden später sehen, dass sie ihm die geschichte des fünften jahrhunderts fast ganz geliefert haben. gerade die actenstücke, die er aus dieser quelle für das jahr 411 entnimmt, stehen mit der verfassung Drakons in so naher beziehung, dass wir vor dem dilemma stehn: entweder haben die oligarchen von 411 sich an diese verfassung Drakons angeschlossen, oder aber sie haben sie zu gunsten ihres planes als angebliches vorbild erfunden. in beiden fällen ist der schluss unvermeidlich, dass Aristoteles seine kenntnis der drakontischen verfassung diesen oligarchischen gewährsmännern verdankt.
Wir haben über den krieg zwischen Athen und Aegina keine überlieferung ausser bei Herodotos. was er gibt, kann so wie es ist nicht geschichte sein. es geht aber nicht an, davon zu ignoriren, was auf den ersten blick sich als novellistisch kund gibt, und das andere wol oder übel als geschichte zuzustutzen, sondern die analyse des ganzen berichtes muss vorhergehen.
Herodot erzählt (V 79–90) gleich nach dem siege Athens am Euripos, dass Theben sich um hilfe nach Aegina wendet, und die Aegineten die attische küste verwüsten. die Athener werden an der aufnahme des krieges dadurch verhindert, dass Sparta mit einer intervention zu gunsten des Hippias droht.
Das ist das bescheidene tatsächliche, was er über diese zeit beibringt. es schliesst sich seinem berichte über die attische geschichte jener jahre sehr gut an, und man hat nicht die mindeste veranlassung, mehr daran zu zweifeln als an jenem berichte überhaupt. es ist wahr, dass Athen eigentlich hätte losschlagen können, sobald die von Sparta drohende gefahr verschwand. Herodot bedient sich derselben auch nur als eines stilistischen mittels, um einen übergang zu jenen planen der Spartaner zu finden. innerlich motiviren hat er die zurückhaltung der Athener mit einem orakel wollen, das ihnen 30 jahre zu warten gebot, widrigenfalls sie einen sehr langen wechselvollen krieg führen müssten. dies orakel dient ihm auch dazu, seine aeginetischen abschnitte zu verknüpfen. es gehört freilich zu dem was er überliefert erhalten hat, aber dass es hier erscheint, ist auch nur Herodots anordnung, die für uns nicht massgebend ist.
Die verteilung der geschäfte auf die vier volksversammlungen, die es zu Aristoteles zeit gab, lässt deutlich erkennen, dass die solonische ordnung nur eine regelmässige, die ϰμϱία, gekannt hat. wie viel es damals im jahre waren, ist unbekannt, weil wir das analogon der prytanien nicht kennen. seit Kleisthenes waren es zehn. zehnmal also kam die souveräne bürgerschaft zusammen, beststigte ihre beamten, wenn sie mit ihnen zufrieden war, beriet die für die verpflegung und die sicherheit des landes zu treffenden massregeln, nahm die denuntiationen über hochverrat und sonstige majestätsverbrechen entgegen, liess sich ilber die veränderungen im besitzstande ihrer mitglieder unterrichten, welche grundstücke durch confiscation dem souverän zugefallen waren, welche durch todesfälle vacant geworden des rechtmässigen erben harrten und entschied schliesslich tiber denuntiationen gegen bürger, die das vertrauen des souveräns verwirkt oder getäuscht hatten (43, 4–5). damit ist erschöpft, was der souverän regelmässig zu erledigen hat. hinzukommt die versammlung für die wahlen, für die dem rate ein terminus ante quem non in der siebenten prytanie gesetzt ist; das nähere steht bei diesem, weil ein günstiger tag für dieses wichtige geschäft gewählt werden muss (44, 4). es hat ferner jeder bürger das recht, vor die gesammtheit zu bringen, was er auf dem herzen hat; doch ist dafür die form beliebt, dass er als bittflehender das gesuch stellt. diesem muss innerhalb jeder prytanie einmal folge gegeben und dafür eine besondere versammlung berufen werden, nattürlich vom rate, der die gesuche also gesammelt haben muss.
Wir hatten uns in unsern träumen dieses buch gewünscht, auf dass wir eine autheutische belehrung dartüber erhielten, was der athenische staat gewesen sei. wir mussten so oft mehrdeutige auszüge daraus als die beste überlieferung anerkennen, wir waren gewohnt, in Aristoteles den unvergleichlichen an wissen und an urteil zu verehren, dass der wunsch sich mit notwendigkeit einstellte: o dass er doch zu uns sprechen könnte. der traum ist wahrheit geworden: er spricht zu uns. als das neue licht erschien, musste jeder zunächst geblendet sein; bald aber, unheimlich bald, wurden die verschiedensten urteile laut. sie waren durch drei factoren gebildet, alle von einem stark subjectiven charakter, den eindruck des neuen buches, die autorität des verfassernamens und die vorstellung, die sich der urteilende von der attischen geschichte vorher gebildet hatte. durch die combination so variabler factoren lassen sich noch eine anzahl anderer wahrsprüche über das neue buch gewinnen; aber die vorliegenden könnten genügen, um einem von fern herantretenden das ganze buch zu verekeln. was sowol als eitel gold wie als eitel kot bezeichnet werden kann, wird wol überhaupt nichts besonderes sein. dem gegenüber verlangte die wissenschaft zunächst, das buch wie es ist zu verstehen. der erste text konnte nur ein provisorischer sein; die erste übersetzung war es noch mehr: trotzdem formulirten schnellfertige historiker ihr urteil. was auf solchem boden errichtet wird, braucht man nicht erst anzugreifen, das fällt von selbst ein.
Die institution der diobelie), die diesen festen namen führt, ist durch Kleophon eingeführt; das sagt Aristoteles 28, 3 und damit sind ihre antiken und modernen deutungen auf den richtersold oder die schaugelder beseitigt, sintemal diese längst bestanden: es ist nur ein beweis für die macht des trägheitsgesetzes, dass sie selbst zur erklärung des Aristoteles weiter vorgebracht werden.
Für die diobelie begegnen uns bedeutende zahlungen in der schuldurkunde aus dem jahre des Glaukippos 410/9 und einem der folgenden 408/7 oder 407/6 (CIA I 188, 189); das geld ist von den schatzmeistern der göttin an die hellenotamien gezahlt. die posten sind zum teile sehr niedrig, dann wird aber fast täglich der schatz in anspruch genommen,) für die verteilung des geldes gab es eine behörde, denn Xenophon Hell. I 7, 2 nennt den Archedemos τоῦ δημоν πϱоεστηϰως ϰαι τῆς διω βελιας ἐπιμελоμενоς. aber der ausdruck fübrt auf ein collegium von ἐπιμεληται, das wir der weise des fünften jahrhunderts entsprechend nicht über den beamten stehend denken dürfen wie im vierten die ἐπι τῷ θεωϱιϰῷ, sondern unter ihnen, also nicht befugt, selbst das geld aus dem schatze zu entleihen. aber der erste demagoge (τα πϱῶτα τῆς ἐϰεῖμоϰθηϱιας, sagen die seligen der Frösche von Archedemos 418), ein mann, der sich von Kriton gegen tantième zum schutze seines vermögens vor den sykophanten anstellen liess (Xen. Memor. II 3), bekleidete doch dieses amt, in dem wir also Kleophon und Kallikrates auch denken müssen.
Den Thukydides nennt die Politie nirgend. ich hatte schon früher darauf hingewiesen, dass die übrigen schriften des Aristoteles ebensowenig wie die des Platon oder Isokrates oder Demosthenes eine spur seiner benutzung zeigen, von der viel gefabelt worden ist und trotz dem augenschein gefabelt wird. hier ist er allerdings benutzt, aber in einer art, welche über die stimmung des Aristoteles ihm gegenüber keinen zweifel lässt.
Die geschichte der 400
Nacherzählt ist ihm der sturz der 400 (cap. 33), zuweilen mit wörtlichem anklang, natürlich unter wahrung der schriftstellerischen selbstständigkeit, und wenn in einigen punkten das politische urteil des Thukydides wiederkehrt, wie namentlich über die ephemere verfassung, die unmittelbar nach dem sturze der 400 eingeführt ward, aber nicht einmal bis zum ende des jahres (unter Theopompos, September 411 bis juni 410) in kraft blieb, und deshalb von Aristoteles in der zahl der verfassungen nicht mitgerechnet wird, so ist das nicht eine entlehnung, sondern eine bekräftiguug dieses urteils. denn in den wichtigsten stucken ist Aristoteles ganz anderer meinung. Theramenes und Aristokrates sind beide für Aristoteles überzeugte anhänger der neuen verfassung und ächte patrioten, wahrend Thukydides (8, 89) ihre verfassungstreue nur für einen deckmantel persönlicher absichten hielt. die aufzählung der geistigen urheber und leiter der bewegung, Peisandros Antiphon Theramenes (32, 2), ist allerdings im anschlusse an Thukydides (8, 68) gegeben, so dass selbst die reihenfolge dieselbe ist.
Den plan, über die Politie des Aristoteles zu schreiben, habe ich im februar 1891 gefasst, als ich sie zuerst las und für vieles sofort die entscheidenden gedanken concipirte. nach der anstrengenden aber genussreichen arbeit, die Kaibel und ich gemeinsam auf den text verwandten, schien es uns noch möglich, dass zwar jeder für sich seinen teil des buches, das wir in unserer ausgabe versprachen, schriebe, aber doch alles zusammen in einem bande vereint erschiene. ich erklärte die Politie im winter 1891/92 meinen studenten, und damals sind der grösste teil der analyse und einzelne der späteren capitel entstanden; nur gestatteten mir vermehrte amtsgeschäfte nicht, die ausarbeitung zu vollenden. immerhin lagen I 1—6. 8. 9 II 3. 6. 12. 13 III 2. 3. 9 ausgearbeitet vor, als mich andere pflichten zwangen, die sommermonate 1892 zu pausiren. dann habe ich mich daran gehalten, I 1—9 ende januar, I 10, II 1—6 im april in den druck gegeben, und heute an II 7, das ich doch schon 1889 hatte schreiben wollen, als letztem capitel den letzten strich getan. gleichzeitig ist freund Kaibel zum druck geschritten. dass wir jeder unser buch für sich fertig machen müssten, ohne communication, und für sich erscheinen lassen, wenn wir überhaupt fertig werden wollten, war uns längst klar geworden.
“In der guten alien zeit hielt das volk darauf, dass die biedermänner auch zu den ämtern herankamen. das war sehr schön, denn die ständigen inhaber (оι συνεχεις оἵδε) nahmen sich vor diesen anständigen collegen zusammen, und es wurden die braven leute nicht von der krippe (dem ϰαϱπоνσαι τὰ κοινά) weggestossen, weil sie sich nicht zu einer tätigkeit drängen, die es mit sich bringt, dass man commandirt und durch die disciplin misliebig wird (ἐνоχλειν ϰαὶ παϱγγελλειν) jetzt besetzl ihr die ämter wie die priestertümer (das heisst hier nichl, wie bei Isokrates 2, 6, dass jeder befähigt zu ihnen erscheint, sondern dass das volk auf die person keinen wert legt und jeden der sich meldet zulässt), und da ist es natürlich, dass ihr, die masse, herumlauft) und zu den wenigen emporblickt, die durch die pfründen reich wurden, die sie dauernd geniessen (συνεχως πоλλὰ λαμβάνειν). ihr seid eben so inconsequent, dass ihr die iteration der astynomie z. b. verbietet, die der strategic gestattet. für die wirklich militärischen stellen (τоυς επι των πϱαζεων bei Aristoteles ähnlich 61, 1πϱоς τὰ παϱόντα πϱαγματα ἐϰπέμπειν wenns aber keine πϱάγματαgab, so hatten diese vollends sinecuren) mags noch hingehn, aber es ist eine tollheit bei denen die ohne etwas zu tun zu haben einen unbefristeten posten einnehmen, obgleich sie für einen befristeten gewählt sind.
Meine absicht in diesem bucbe ist es, zu einem urteile über den wert der aristotelischen Politie zu gelangen, den absoluten, als werk des Aristoteles für seine zeit und für sein volk, und den relativen, für unsere forschung nach der staatsverfassung und geschichte Athens. dies ziel zu erreichen habe ich keinen andern weg gewusst, als das buch zu analysiren, zu fragen: wo weiss Aristoteles das her was er sagt, weiss er es überhaupt, oder redet er es andern nach ohne geprüft zu haben. und da gliederte sich die untersuchung nach den schriftstellern, benannten oder unbenannten, welche Aristoteles benutzt hat, oder es mussten zusammenhängende gleichartige teile seines werkes einzeln abgehandelt, auch die nachwirkung des buches im altertum kurz klargestellt werden, ehe ich mich getrauen durfte das facit zu ziehen, mochte ein mehr oder minder bestimmtes meinen auch schon vorher dasselbe ziemlich, nicht ganz, ähnlich erfasst haben. allem aber voran muss ein capitel gehen, das das feste gerüst der zeitrechnung aufzeigt, durch welches der ganze geschichtliche teil zusammengehalten wird. die titel der capitel lassen vielleicht keine überlegte disposition des stoffes erkennen; sie ist aber vorhanden, und wenn ich bitten darf, so lese man in der reihenfolge, wie ich die einzelnen untersuchungen angeordnet habe.
Über die mythischen könige Athens bedarf es nur weniger worte. auf ihre einordnung in eine liste kommt geschichtlich gar nichts an; die füllfiguren der chronographen sind überhaupt nicht der rede wert. Ogygos ist ein spätling aller orten, eponym der ogygischen, d. h. okeanischen flut, erwachsen aus dem adjectiv ὠγγιος. Amphiktion ist auch nicht von attischem ursprunge, setzt die zugehörigkeit Athens zu der delphischen Amphiktionie voraus und entstammt der abstraction, wenn auch nicht sehr junger. Kranaos ist aus dem adjectivum ϰϱαναός erwachsen, das in nachepischer zeit glossematisch war. Aristophanes nennt Athen selbst nicht nur ϰϱαναὰ πóλις (Ach. 75), sondern geradezu Kϱανααí (Vög. 123). aber schon Aischylos sagt für Aϑηναĩoι παĩδες Kϱαναoῦ (Eum. 1011), Herodotos Kϱαναoí (8, 44). der so entstandene Kranaos halte ein grab in Lamptra (Paus. 1, 31, 3), und ein eponym, der sonst keine gentilicische verbindung hatte, erhielt ihn zum vater, Kϱαναoῦ παĩς' Pãϱoς bei Hesych. Aktaios oder Aktaion ist seinerseits erst von der ὰϰτςή abgeleitet, und da die Athener mit ὰϰτςή nicht ihr ganzes land, sondern die jetzt sog. Peiraieushalbinsel benennen, Attika überhaupt als das ‘vorgebirge’ (das ist ὰϰτςή) nur von dem standpunkte, sei es des seefahrers draussen, sei es des hinterliegenden continentes bezeichnet werden kann, so ist der ursprung dieses namens ausserhalb Athens zu suchen, wie denn auch Aktaios- Aktaion in Attika keine locale oder gentilicische verbindung hat.
Die rhetorische terminologie unterscheidet als eine grundform der fragstellung, die für die gerichtsrede das erste hauptstück ist, die μετάληψις, die form- oder competenzfrage, ob das angezogene gesetz auf den rechtsfall passt, oder der process aus formellen gründen unzulässig ist. in dem ausgebildeten attischen rechte, wie es die demosthenischen reden zeigen, ist dies auch schon fast ganz durchgeführt. der beklagte kann den competenzconfliet erheben; dann klagt er wider die klagescbrift, die im falle seines sieges beseitigt ist. es muss aber angenommen werden, dass derselbe gerichtsbof, bei dem die erste klage erhoben war, aucb uber die competenzklage zu befinden zuständig ist. uns liegt es zwar nahe, eine besondere gattung von klagen, die παϱαγϱαφιϰαί, zu statuiren, wie denn die ordner der demosthenischen reden eine gattung von diesen als παϱαγϱαφιϰαί, ausgesondert haben, und gewiss wa'ren die thesmotheten ihrer ursprünglichen bestimmung nach geeignet gewesen, nach den bestehenden gesetzen, die sie doch kennen mussten, jeden competenzconfliet zu entscheiden, nötigenfalls daruber ein besonderes gericht zu berufen. es ist aber zu einem besonderen processe der παϱαγϱαϕή und einem besonderen gerichtshofe nicht gekommen, weil diese feinheit der juristischen distinction erst allmalich vor unsern augen durch die praxis gefunden wird.