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Aristoteles (21,4) berichtet aus der chronik, dass die bezeichnung des athenischen bürgers durch den demosnamen von Kleisthenes eingeführt sei, und zwar mit der absicht, die neubürger vollkommen gleich zu stellen, welche die bezeichnung durch den vatersnamen kenntlich gemacht haben würde. daher käme es dass sich die Athener selbst mit dem demotikon nennten. die uns geläufige attische sitte vereinigt die bezeichnungen nach dem vater und dem demos, die hier einander gegenüber gestellt werden, und das ist im vierten jahrhundert auch die offizielle bezeichnung, z. b. auf den richtertäfelchen (Ar. 63, 4). aber der aristotelische bericht hat keinen sinn, wenn nicht Kleisthenes den vatersnamen durch den demo's hat ersetzen wollen. denn wenn die bezeichnung nach dem vater die neubürger überhaupt kenntlich machen konnte, so tat der zusatz Ἀλωϰεϰῆϑεν weder etwas davon noch dazu, solange der vatersname in offiziellem gebrauche war. Kleisthenes hat also den vatersnamen abschaffen wollen.
Wie aber konnte der vater die neubürger kenntlich machen? ihre vater hiessen doch nicht alle Manes oder Skythes, und barbarische oder doch fremde namen sind auch in ächt bärgerlichen familien dnrchaus nicht unerhört. auch hier ist nur eine antwort möglich: die neubörger hatten gar keinen vater.
Das klingt befremdlich, aber die logik des rechtes ist unerbittlich. der sclave kann keine ehe eingehen, also entbehrt der im hause geborene des vaters und der aus der fremde eingeführte barbar erst recht.
Der Londoner papyrus ist eine abschrift zu privatem gebrauche, die em student sich auf der rückseite ausrangirter acten teils selbst geschrieben hat, teils hat schreiben lassen und dann selbst revidirt. dass es ein student war, folgt daraus, dass er auf einem der blätter schon ein colleg über die Midiana nachzuschreiben oder abzuschreiben angefangen hatte. das exemplar, das er abschreiben liess, hatte einen guten text, aber der anfang war abgerissen. er hat wert auf seinen besitz gelegt, denn er hat es mit ins grab genommen.
Die beiden Berliner blätter sind der irgendwie in den kehricht geratene rest eines buches, eines für den handel hergestellten exemplares. es war in buchform und konnte sich um die regeln für papyrusrollen gar nicht kümmern; die blätter gehörten einem quinio an. ich kann das alter palaeographisch nicht schätzen und habe sehr wenig vertrauen zu soldi en schätzungen; das buch mag also in die zeit zwischen Marcus und Theodosius I fallen.
Von einem dritten exemplare in Aegypten wissen wir durch den Zindealschen katalog.
Erhaitung in der Byzantiner
Dass die Aristoteliker bis in das sechste jahrhundert die Politien besessen haben, ist nach ihren klaren und verständigen angaben nicht zu bezweifeln. zu derselben zeit hat einige von ihnen der sophist Sopater excerpirt.
Das volk der Athener, das seit dem frieden mit den Peloponnesiern 445 ein zwar gegenüber den hoffnungen von 460 beschränktes, aber dafür von den andern mächten anerkanntes reich beherrschte, konnte mit fug und recht sagen, dass die souveränetät bei ihm selbst stünde, τὸ ϰϱάτοςoder τὸ ϰῡτος ἐπὶ τ δ ήμῳ. die vorstellung herrschte, dass alle Athener gleichberecbtigt wären, und der wille der majorität der wille der gesammtheit. ἐν γὰϱ τῷ πολλῷ ἒνι τὰ πάντα, wie Herodot sagt. so wird τὸ πλῆϑος τὸ Αϑηναíων identisch mit ὁ δμος ὁ Ἀϑηναíων jeder Athener gait als zu alien regelmässigen ämtern befähigt; er sollte es verstehn sowol zu gehorchen wie zu befehlen, und die gleichberechtigung aller forderte demnach einen turnus für die bekleidung der ämter. δμος δ' ἀνάσσει διαδοΧαīσιν ἐν μέϱει ἐνιαυσíαισιν, wie Theseus sagt. die classenbeschränkung galt zwar noch dem buchstaben nach; an die finanzämter kamen nur leute aus der ersten classe, die letzte hatte auf gar kein wirkliches amt anspruch. aber trotz den veränderten besitzverhältnissen war der census der alte geblieben; was wollten 500 scheffel sagen? die kleruchien machten immer mehr theten zu grundbesitzern; giengen sie dorthin, so waren sie faktisch von der staatsleitung ausgeschlossen; blieben sie zu hause, so machten die zinsen ihres pächters sie wahlfähig.
Die kämpfe um den Areopag haben dem grössten dichter des fünften jahrhunderts sein letztes werk eingegeben; so wenig es unmittelbar für die politische geschichte ergibt, können wir doch die stimmung der zeit nur aus ihm unmittelbar auf uns wirken lassen, und es ist früher so viel auch politisches in ihm gesucht worden, dass ich nicht umhin kann, die scene des processes der Eumeniden zu erläutern, zumal es kurz geschehen kann. ein par wichtige stellen kann ich verbessern, andere bleiben noch im einzelnen rätselbaft; die heut zu tage beliebten athetesen und umstellungen fallen von selbst weg, sobald der zusammenhang erkannt ist.
Als der göttin Athena sowol von Orestes wie von den Erinyen die entscheidung ihres zwistes übertragen ist (als δíαιτα gewissermassen), lehnt sie ab in einer mordsache aus sich, αὐτоτ∈λῶς, zu entscheiden und erklärt einen beirat aus den edelsten ihres volkes (ἀϱίστíνδην) zuziehen zu wollen, die als geschworne den spruch fällen sollen, und sie stellt schon hier in aussicht, dass sie damit eine dauernde institution schaffen wolle, 470–89. die verse sind zum teil schwer verdorben, aber die gedanken sind unzweifelhaft. mittlerweile sollen die parteien ihre beweismittel und ihre zeugen herbeischaffen. es entsteht also eine pause, die durch ein grosses chorlied ausgefüllt wird.
Dann erscheint Athena mit dem herold (der als ϰῆϱνξ τῆς ἐν Ἀϱ∈ίῳ πάγῳ βоνλῆς später eine so grosse rolle gespielt hat, jetzt nur ein subalterner ist) und den richtern. sein trompetenstoss soil dem volke, das zu dem feierlichen acte herzuströmt, das signal geben, platz zu machen und zu schweigen.
Ich habe nichts besonderes zu sagen, aber ich kann mich nicht entbalten, diese rede zu erläutern, aus der ich mehrfach für Aristoteles facta ausheben musste. die reden sind wirklich damit nicht erschöpft, dass man an ihnen die secundanergrammatik ubt oder die sophistische rhetorik erläutert.
Die rede ist gehalten 386 in den ersten monaten, während über den Antalkidasfrieden in Sparta verhandelt ward, aber die entscheidung noch nicht gefallen war.) der rat, der in ihr als kläger auftritt, ist der, welcher jene schmach auf Athen geladen hat, im frübjahr 387 von den demen praesentirt, und der wert, den die rede für die zeitgeschichte hat, liegt darin, dass wir sehen, wie die teuerung, die dem attischen städter viel mehr als dem bauern, den hohe getreidepreise nicht drücken, empfindlich war, die widerstandskraft gelähmt hat, obwol nach dem sturze des Thrasybulos gerade die radicalen oben auf waren. einer von ihnen begegnet uns hier: sie haben in kürzester frist das staatsschiff zum stranden gebracht.
Der rechtshandel ist folgendermassen verlaufen. es gieng beim rate eine denuntiation (ἔνδειζις) wider eine gilde (ein ϰоινό) von getreidehändlern ein, dahin gehend, dass diese grössere bestände von korn als die vom gesetze erlaubten 50 trachten (ϕоϱμоί) auf einmal gekauft hätten. als die prytanen die sache vor das plenum brachlen, fanden sich einige heisssporne, die das todeswürdige vergehn für manifest hielten und die angeklagten ohne weiteres den elf zur hinrichtung übergeben wollten.
Ich möchte nicht die ganze urkunde zum abdruck bringen, die uns allein einen einblick in das leben einer phratrie gewährt, bin über uberzeugt, dass die erklärer deshalb nicht richtige folgerungen gezogen haben, weil sie die urkunde aus den meinungen über die phratrien erklärt haben, die doch alle ungewiss sind, statt dies wie jedes schriftstück erst aus sich zu erklären. ich bitte also den leser, meine paraphrase selbst zu controlliren, indem er den text zur hand nimmt.
Der stein stand in Dekeleia vor dem altar des Zeus phratrios (65. 1). er enthält zuerst den tarif für die beiden opfer, die für die anmeldung und einführung eines mitgliedes in die bruderschaft zu leisten sind, d. h. den anteil, den der priester erhält. darauf die überschrift “beschluss der brüder unter dem archon Phormion, bruderschaftsvorsteher Pantakles”. genaure praescripta fehlen, es muls also dahin stehn, ob der beschluss in der einmaligen ordentlichen versammlung (ἀγоά) der bruderschaft an den Apaturien stattgefunden hat, oder ausserordentlich. auch ist nicht bezeichnet, wie weit das folgende zu demselben beschlusse von 396 gehört; das letzte gesetz (von 113 ab) ist der schrift und orthographie nach mehrere jahrzehnte jünger. es ist auch durch alinea getrennt. da das alles für die beiden andern nicht gilt, auch die identität des steinmetzen von Lolling angemerkt wird, so muss ich alles für gleichzeitig halten. unter dieser voraussetzung werde ich interpretiren; es verschlägt wenig, wenn es doch ein späterer beschluss sein sollte, da er nur ganz kurze zeit später fallen könnte.
Die quellenkunde der griechischen geschichte ist eine disciplin, die etwa vor einem menschenalter erfunden ist und am bequemsten in dem verbreiteten abrisse von A. Schaefer studirt wird. da stehn mehr oder weniger kümmerliche biographische und litterarische notizen tiber die griechischen historiker bis ans ende des zweiten jahrhunderts v. Chr., also Diodor und Plutarch fehlen, um dafür in der römischen quellenkunde zu figuriren. wenn sie für die eine quellen sind, wieso sind sie's für die andere nicht? das buch trägt überhaupt sehr viel von der schuld, dass die studenten meinen, man lernte die griechische geschichte wesentlich aus den historikern.
Gleichzeitig ist mit einem sehr starken aufwande von arbeit, zumeist allerdings anfängerarbeit, der versuch gemacht, die späteren berichte aut ihre quellen zurückzufuhren. dabei ist einiges wertvolle ermittelt; es hat sich aber nachgerade herausgestellt, dass dieses quellensuchen ein recht schwieriges geschäft der litterarischen analysis ist. die historische analyse hat zwar fur die zeit nach Polybios viele und gute ausbeute ge- Iiefert; vorher verschwindend wenig. als das wichtigste methodisch wie praktisch gleich bedeutsame ergebnis darf man verzeichnen, dass die bedeutung der antiken sammler und forscher immer klarer hervortritt. leute wie Timaios Tstros Hermippos Apollodoros Alexandros von Milet sind ungleich kenntlicher geworden als Ephoros Theopompos Aristobulos. ihre reste aber finden sich vornehmlich bei grammatikern und philosophen, in scholien und lexicis, also in schriften, die unter den geschichtsquellen nicht zu paradiren pflegen.
Ohne die phylen und demen des Kleisthenes kann man sich Athen, oder doch ein demokratisches Athen, gar nicht vorstellen. demgemäss sollte der gründer der gemeindeordnung der populärste name in seinem volke sein. dem stand seine hochadliche abkunft hindernd entgegen, und der name des volksmannes Solon hat den seinen fast verdrängt. als man bald nach den Perserkriegen den staatsfriedhof anlegte, erhielt Kleisthenes noch ein ehrengrab: damals lebten noch die zeugen seiner reform. 411 wird eine berücksichtigung seiner gesetze wenigstens in einem amendement vorgesehn (29, 3); aber schon 403 redet man nur von Drakons und Solons gesetzen, und im vierten jahrhundert pflegt Kleisthenes höchstens als annex Solons aufzutreten. die chronik hatte wenigstens die änderung der phylen und demen sehr eingehend behandelt, auf grund von reichem urkundenmateriale; aber ihr grundstock gehörte doch einer zeit an, die so vollkommen durchdrungen war von den gewaltsamen neuerungen des reformators, dass sie das ältere, den geschlechterstaat, gar nicht mehr verstand. wir können die beiden berichte, über die wir verfügen, bei Herodotos und Aristoteles, leider durch sonstige reste der chronik nicht sehr stark ergänzen. Herodot hat ausser den mündlichen traditionen des Alkmeonidenhauses, die das persönliche angehn, das ihn vorwiegend interessirt, einen der chronik analogen mündlichen oder schriftlichen bericht benutzt; aber er hatte für die verfassung, abgesehen von dem demokratischen prinzipe, kein interesse. so ist das kurze capitel des Aristoteles (21) eine wahre offenbarung für uns und erfordert eine eingehende erläuterung.
Die Politie hat für die chronologisch dunkele periode 479–45 einige feste punkte gegeben, durch die Themistoklesanekdote aber gedroht, alles zu verwirren. bei der nachprüfung stellte sich mir zur eigenen überraschung heraus, dass das mistrauen gegen die ergebnisse der zeitrechnung für diese periode, das ich bisher gehegt hatte, nur so weit berechtigt war, als es den modernen gebäuden galt, die ohne ausnahme starke gewaltmittel gegenüber den zeugnissen brauchen. lässt man dagegen die zuverlässige überlieferung stehn, so ergibt sich ein resultat von sehr erfreulicher einfachheit und sicherheit. obwol also neues gerade gar nichts von mir aufgestellt wird, halte ich für gut, eine zeittafel vorzulegen. die methode, dünkt mich, spricht für sich selbst, die genauen und absolut, nicht bloss relativ, gegebenen datirungen an einander zu reihen. wenn sie stimmen, so ist es gut; die relativen angaben müssen sich dann fügen, und es hat historisch sogar nur ein geringes interesse, wie das bewerkstelligt wird.
Es kommt freilich darauf an, welche voraussetzungen man macht, und wie weit man exacte genauigkeit überhaupt für erreichbar hält. ich schicke deshalb die grundsätze voraus, auf deren boden ich allein debattiren kann.
1) die zeitrechnung ist die attische. alle angaben der späteren gehen auf attische jahre zurück, abgesehen von dem persischen kanon der könige.) also sind die einzig absolut verlässlichen daten die auf den attischen archon gestellten, zumal sie entweder direct in urkunden erhalten sind oder aus der chronik stammen.
Die steine der burg von Athen erzählen uns von einer zeit, deren selbst die sage vergessen hat. hinter der gewaltigen ringmauer wohnten die Kekroper in kleinen häuschen, und der palast ihres königs stand etwa da, wo die zeit Kleophons das Erechtheion gebaut hat. die burg hatte keineswegs nur den zugang von westen, sondern es führte von nordosten ein steiler aber breiter weg zum schlosse, und eine schmale treppe stieg zur späteren Pansgrotte hinab (Euripides nennt diesen weg μαϰϱαí) und weiter zur Klepsydra. am nordfusse des burgfelsens rann der fluss, an dem dieses Athen lag, der Eridanos, und sein ‘reines nass schöpften’ die mädchen. an der ecke, wo das Erechtheion mit dem Athenatempel zusammenstösst, den Peisistratos erbaut hat, zeigt die wand selbst, dass der baumeister auf einen raum darunter rücksicht nahm, das grab des Kekrops. kein zweifel, dass dieses grab die gebeine eines alten herren des schlosses barg oder birgt. noch heute kann der andächtige blick die male schauen, die der dreizack Poseidons in dem burgfelsen zurückgelassen hat, und ist auch Athenas ölbaum verschwunden, so ist doch die umfriedigung des gärtchens unverkennbar, in dem der tau der Agrauliden seiner wartete. auge und hand kann fühlung nehmen mit einer zeit, die eine verschollene urzeit war, als Peisistratos den alten tempel baute. damals spross noch der heilige ölbaum und stand noch der hausaltar der alten könige des schlosses. die continuität ist in Athen niemals abgerissen, obwol die erinnerung nichts fest gehalten hatte als die tatsache der continuität.