To save content items to your account,
please confirm that you agree to abide by our usage policies.
If this is the first time you use this feature, you will be asked to authorise Cambridge Core to connect with your account.
Find out more about saving content to .
To save content items to your Kindle, first ensure no-reply@cambridge.org
is added to your Approved Personal Document E-mail List under your Personal Document Settings
on the Manage Your Content and Devices page of your Amazon account. Then enter the ‘name’ part
of your Kindle email address below.
Find out more about saving to your Kindle.
Note you can select to save to either the @free.kindle.com or @kindle.com variations.
‘@free.kindle.com’ emails are free but can only be saved to your device when it is connected to wi-fi.
‘@kindle.com’ emails can be delivered even when you are not connected to wi-fi, but note that service fees apply.
Ob die Finanzen in den Staaten des Alterthums dieselbe Wichtigkeit hatten wie in neuern Zeiten
Wenn wif nach diesen vorläufigen Untersuchungen auf die Attische Staatshaushaltung selbst kommen, drängt sich zuerst die Frage auf, ob bei den Alten das Finanzwesen jene alles verschlingende ausserordentliche Wichtigkeit, und ebendenselben Einfluss auf den Bestand und Verfall der Staaten hatte, wie in neuern Zeiten. Hegewisch äusserte zuerst seine Verwunderung darüber, dass die Staaten des Alterthums fast niemals, die neuern häufig wegen der Abgaben und Finanzen Umwälzungen erlitten hätten: welches nachher dahin bestimmt wurde, dass im Alterthum vorzüglich die Rechtsund Gerichtsverfassung, in der neuern Zeit aber das Finanzwesen Anlass zu Staatsveränderungen gegeben habe. Diese Erscheinung ist insofern unläugbar, als in den demokratischen Staaten des Alterthums aus Verweigerung der Abgaben nicht leicht eine Umwälzung von innen entstehen konnte: die Demokratie war aber die herrschende Form des Hellenischen Alterthums in seiner schönsten Blüthe. In dieser ist der Fordernde und Zahlende scheinbar einer und ebenderselbe; woher sollte also eine Verweigerung der Steuern kommen? Doch muss man allerdings bedenken, dass in der yollstandigen Demokratie die Mehrheit der Armen über das Vermögen der Reichern, die in der Minderheit sind, verfügt: findet also auch eine Verweigerung der Abgaben niclit statt, so hat doch der demokratische Druck einen Zwiespalt zwischen den Besitzenden und der ärmern Klasse erzeugt; aus den Vermögensverhältnissen entstanden also häufig Unruhen, ja der grosse Kampf der Aristokratie oder Oligarchie und der Demokratie gegen einander, der ganz Hellas fortdauernd bewegte, ist ein Kampf der Besitzenden und Niohtbesitzenden gewesen, und naclidem die Demokratie oder vielmehr Ochlokratie gesiegt hatte, wurden die Besitzenden durch übermässige Anstrengung so erschöpft, dass der Wohlstand und mit ihm die Macht von Hellas sank.
1. Arten der öffentlichen Einkünfte in den Hellenischen Freistaaten
Die Athenischen Staatseinkünfte waren wie die Ausgaben theils regelmässige zur Deckung der laufenden Kosten im Friedenszustande, theils aulserordentliche zur Vorbereitung und Führung des Krieges. Indem wir die Betrachtung derselben beginnen, drängt sich zuerst die Frage auf, welche Arten der Einkünfte und Abgaben den Hellenen die besten. und erträglichsten schienen. Unter alien Abgaben widerstreiten nicht nur im Allgemeinen, sondern auch nach den Grundsätzen der Alten keine mehr dem Gefühle der Freiheit als persönliche Steuern; in Athen war es anerkannt, dass nicht vom Körper, sondern vom Vermögen gesteuert werden müsse: aber auch das Vermögen der Bürger wurde nur im Nothfalle besteuert, oder unter einer ehrenvollen Form. In Athen und gewiss in alien übrigen Hellenischen Freistaaten erhob man keine unmittelbare Steuer vom Eigenthum, ausser etwa von Sklaven, und die ausserordentliche Kriegsteuer nebst den Liturgien, welche letztere als Ehrensache angesehen wurden; eine regelmässige Grundsteuer oder Zehnten (δεϰάτη) gab es in Freistaaten nicht, und abgerechnet die heiligen und Staatsgüter lässt sich nur in der ältesten Geschichte Attika's eine Zinspflichtigkeit des Grundbesitzes nachweisen, aber nicht an das gemeine Wesen, sondern an den Adel als Grundeigenthümer: ebenso wenig kannte man eine Häusersteuer, wie man durch Missverstand einer Stelle eines alten Schriftstellers glaubte. Die beliebtesten und best en Einkünfte mulsten die von öffentlichen Gütern oder Dömanen sein: ausser diesen hatte man indirecte Steuern, welche alle, und directe, welche die Fremden trafen; sodann Gerichts- und Strafgelder.
Wären Flächeninhalt und Menschenzahl der einzige Massstab für die Grösse und Bedeutung der Staaten, so stände der Attische weit unter Hunnischen und Mongolischen Horden. Aber die Masse erregt nur Staunen; der Geist ladet Herz und Gemüth zu bewundernder Liebe ein: jene stürzt zusamnien über sich selber, wenn kein lebendiger Geist in ihr waltet. Dem Geiste ist alles unterthan: dieser versicherte den Athenern einen hohen Rang unter den Völkern der Weltgeschichte. Durch diesen überwand eine geringe Schaar die zahllosen Haufen der Barbaren bei Marathon, Salamis und Platää: der Weg der Freiheit ging über Leichen, aber aus der blutigen Saat erwuchs ein Geschlecht, welches der Geist der Todten zu neuen grossen Thaten entflammte. Durch dieselbe Geisteskraft erwarb eine kleine Bürgerzahl, eine Stadt die Herrschaft über tausend, wie Ein Feldherr grossen Schaaren gebietet: in unendlicher Fülle und geordneter Mannigfaltigkeit entfaltete sich zugleich die Blume der Kunst, das Leben zu erheitern und zu vergeistigen; und die Weisen schöpften aus dem tiefen Quell ihrer Seelen und der Natur ewige Gedanken Gottes: Athen ward die Lehrerin aller edeln und freien Künste und der Wissenschaften, die Erzieherin der Zeitgenossen und der Nachwelt.